Der Attische Seebund war ein von Athen angeführtes Bündnissystem und bestand aus zahlreichen verbündeten Poleis in Kleinasien und in der Ägäis. Zunächst hatte er das Ziel, die griechischen Stadtstaaten vor weiteren Angriffen der Perser zu schützen. Später entwickelte er sich zum reinen Machtmittel Athens, das die Vorherrschaft über die griechische Staatenwelt übernahm.
Gründung und Ursachen
Im Jahr 480 v. Chr. hatten Athen und andere griechische Poleis den militärischen Sieg über die Perser errungen [Perserkriege]. Nach dem Rückzug der Perser verfolgten die Athener das Ziel, die nun befreiten griechischen Städte an der Westküste Kleinasiens und auf den Inseln der Ägäis vor Angriffen der Perser zu schützen. Auch der Handel sollte dadurch sicher gemacht werden. Daher kam es 477 v. Chr. zu einer ersten Versammlung auf der Insel Delos, auf der Athen und seine Bündnispartner den Attischen Seebund gründeten.1
Ziele und Organisation
Die Führungsrolle über den Attischen Seebund übernahm Athen. Als dominierende Seemacht stellte Athen den größten Teil der Flotte. Daher verlangten die Athener eine ausreichende finanzielle Unterstützung seiner Bündnispartner. Die Beiträge wurden in eine Bundeskasse eingezahlt, die sich auf der Insel Delos befand. Der Bereich des Attischen Seebundes umfasste die Inseln des Ägäischen Meeres und zahlreiche Küstenstädte in Kleinasien. Von den finanziellen Mitteln konnte Athen deutlich profitieren. Neben ihrer Rolle als vorherrschende Großmacht erlebten die Athener mit ihrer Demokratie die politische, wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit.2
Auflösung des Attischen Seebundes
Im Jahr 431 v. Chr. entluden sich die langjährigen Spannungen zwischen Athen und Sparta im Peloponnesischen Krieg. Er endete 404 v. Chr. mit der Niederlage Athens. In den Friedensbedingungen musste Athen der Auflösung des Attischen Seebundes zustimmen. Im Jahr 379/78 v. Chr. wurde der “Zweite” Attische Seebund in verkleinerter Form neu gegründet. Infolge des Verfalls der griechischen Staatenwelt verlor aber auch dieser seine Bedeutung. Die griechischen Stadtstaaten gelangten im 4. Jahrhundert v. Chr. unter die Herrschaft Makedoniens – später wurden sie ins Römische Reich eingegliedert.3