Jugoslawienkriege

Mit dem Zerfall der Sowjetunion wendeten sich in Osteuropa mehrere Staaten von ihren kommunistischen Staatssystemen ab und lösten damit eine Reihe von Konflikten aus. Jugoslawien musste das Ende des Kalten Krieges besonders hart treffen, da es bisweilen als Vielvölkerstaat Menschen mit verschiedenen ethnischen, religiösen und nationalen Hintergründen beherbergte. Folglich war der Konflikt mit Serbien durch die Unabhängigkeitsbestrebungen der Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Bosnien/Herzegowina, Montenegro, Mazedonien und Kosovo vorprogrammiert1. Serbien beabsichtigte die Großserbische Lösung und wollte die Aufteilung Jugoslawiens gewaltsam verhindern, da die serbischen Einwohner ansonsten ausländisch geworden wären.

10-Tage-Krieg

Als Reaktion auf die Wahlergebnisse für ihre jeweilige staatliche Souveränität intervenierte die Jugoslawische Volksarmee zunächst in Slowenien im 10-Tage-Krieg. Nachdem Slowenien 1991 seine politische Unabhängigkeit erklärt hatte, begannen die jugoslawischen Streitkräfte mit dem Einmarsch im slowenischem Gebiet. Im Endeffekt konnte sich die slowenische Teritorialna Obramba gegen die JNA behaupten und legitimierte somit die Unabhängigkeit Sloweniens von Jugoslawien2. Nach dem Eingriff der Europäischen Gemenischaft erfolgte nach zehn Tagen der Rückzug jugoslawischer Soldaten und ein offizieller Waffenstillstand.

Kroatien & Bosnien/Herzegowina

Als auch Kroatien im Mai 1991 auf einer Mehrheitsparteienwahl die Loslösung von Jugoslawien verkündete, entbrannte nach dem 10-Tage-Krieg in Slowenien ein weiterer Konflikt. Auch hierbei protestierten die Serben vehement gegen diese Unabhängigkeitserklärung, die es mit allen Mitteln zu verhindern galt. Sie befürchteten den Verlust ihrer Legitimität als zweites Staatsvolk. Nachdem im Dezember 1991 auch Bosnien/Herzegowina seine Unabhängigkeit erklärte, wurde aus der Debatte ein langjähriger Krieg. Zunächst besetzten serbische Freiheitskämpfer mit den JNA-Truppen mehrere Gebiete Kroatiens, die später aber wieder zurückerobert werden konnten3. Ziel der Serben war es dabei grundsätzlich, die eroberten Gebiete an den restlichen Teil Jugoslawiens anzuschließen, um den völkerrechtlichen Status Serbiens zu bewahren. Im Juni 1992 wurden Schutztruppen der Vereinten Nationen in die entsprechenden Krisengebiete geschickt. Es kam zu mehreren Völkermorden und Kriegsverbrechen. Als die NATO ihre Luftangriffe auf serbische Milizen erhöhte, akzeptierte die serbische Administration die Friedensverhandlungen, die letztendlich im Dezember 1995 abgeschlossen wurden.

Kosovo-Krieg

Auch in der serbischen Provinz Kosovo kam es zwischen 1998 und 1999 zu radikalen Unabhängigkeitsbestrebungen von Kosovo-Albanern [Kosovo-Krieg]. Ungefähr 80% der Bevölkerung waren albanischer Herkunft. Nachdem die Befreiungsarmee für Kosovo bereits ein Drittel der Provinz unter Kontrolle gebracht hatte, begann auch die serbische Armee militärisch zu agieren4. Die Kosovo-Konferenz in Rambouillet sollte zunächst den Frieden zwischen Jugoslawien und Kosovo wiederherstellen. Nachdem Jugoslawien den Vertrag abgelehnt hatte, startete die NATO zahlreiche Luftangriffe gegen serbische Militärstationen. Im Juni 1999 akzeptierten die Serben schließlich den Friedensplan der Vereinten Nationen und zogen die Truppen aus dem Kosovo zurück, das danach von UN-Truppen kontrolliert wurde. Im Februar 2008 erklärte Kosovo seine Unabhängigkeit.

Übersichtsbild: Militär in den Jugoslawienkriegen (1998), Autor: SSGT KIM PRICE, Lizenz: Gemeinfrei

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 03.05.2012 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 11.03.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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