Im März 1848 brach im Deutschen Bund – und auf anderen europäischen Schauplätzen – die Revolution 1848/49 aus. Im deutschsprachigen Raum zwangen die Revolutionäre die Fürsten zu liberalen Zugeständnissen. In der Frankfurter Nationalversammlung tagte erstmals ein gesamtdeutsches Parlament. Ziel war die Gründung eines deutschen Nationalstaates mit Verfassung. Später gewannen die Fürsten die Kontrolle jedoch wieder zurück und ließen die Revolution scheitern.
Ursachen
Seit dem Wiener Kongress 1815 bestand das heutige Deutschland aus vielen souveränen Einzelstaaten. Sie waren in einem Staatenbund – dem Deutschen Bund – miteinander verbunden. In dieser Zeit entstand gleichzeitig ein deutsches Nationalbewusstsein. Das Bürgertum wurde zunehmend politisch aktiv und forderte die Gründung eines Nationalstaates mit Freiheits- und Grundrechten [Vormärz]. Bürger wehrten sich gegen die absolute Fürstenherrschaft und ihre Repression. Auch in den unteren Gesellschaftsschichten verstärkten sich die Proteste. Durch die Industrielle Revolution war eine lohnabhängige Arbeiterschaft entstanden, die in Massenarmut [Pauperismus] lebte und soziale Verbesserungen anstrebte. Hinzu kam in den Jahren 1846/47 eine Missernte, die auch die Situation der Bauern verschlimmerte.1
Märzrevolution 1848
In Frankreich brach im Februar 1848 die Februarrevolution aus. Diese wirkte wie ein Magnet auf die südwestlichen Staaten des Deutschen Bundes. In Baden verfasste die Mannheimer Volksversammlung die sogenannten Märzforderungen. Anschließend brachen in allen Staaten nun Demonstrationen und Aufstände aus, die die Fürsten zu politischen Reformen zwangen. Auch die Großmächte Preußen und Österreich mussten nachgeben. Bei der Märzrevolution 1848 kämpften die Aufständischen – egal ob Bürger, Handwerker oder Bauern – noch gemeinsam.2
Frankfurter Nationalversammlung
Die erfolgreiche Märzrevolution machte den Weg frei für die Einsetzung eines gesamtdeutschen Parlaments. In der Frankfurter Paulskirche trafen sich seit dem 18. Mai 1848 Abgeordnete aus allen deutschen Staaten. Aufgrund ihrer überwiegend akademischen Zusammensetzung sprach man von einem Professorenparlament. Sie beschäftigten sich primär mit der Gründung eines deutschen Nationalstaates und Verfassung [Deutsche Frage]. Dazu gehörten auch allgemeine Grundrechte. Große Meinungsverschiedenheiten gab es zwischen den Abgeordneten jedoch bei der Frage, ob Österreich dem neuen Nationalstaat einverleibt werden solle [großdeutsch oder kleindeutsch]. Ferner sorgte die Frage nach der zukünftigen Staatsform – Monarchie oder Republik – für politischen Zündstoff. Hier geht es zur Frankfurter Nationalversammlung.3
Politische Gruppen
In der Frankfurter Nationalversammlung setzten sich Abgeordnete mit ähnlicher politischer Gesinnung zu Fraktionen zusammen. 1848 gilt daher als “Geburtsjahr” deutscher Parteien. Mit den Konservativen, Liberalen und Demokraten gab es drei Hauptgruppen. Die verschiedenen Fraktionen verfolgten oftmals unvereinbare politische Ziele. Während die Liberalen mehrheitlich die Monarchie beibehalten wollten, befürworteten die Demokraten eine Republik. Unstimmigkeiten gab es auch beim Wahlrecht – nach Zensus oder für alle. Die extrem unterschiedlichen Zielsetzungen zögerten die Verhandlungen über Monate hinaus und hemmten die Revolutionsbewegung. Hier geht es zu den politischen Gruppen von 1848.
Konterrevolution
Im Oktober und November 1848 gewannen die Großmächte Preußen und Österreich mit ihren Militärs die Kontrolle über das politische Geschehen zurück. Österreich blieb als absolutistischer Vielvölkerstaat bestehen. In Preußen ließ Friedrich Wilhelm IV. die preußische Nationalversammlung unter Waffengewalt auflösen. Er erließ eine oktroyierte Verfassung, mit der er seine im März gemachten Zugeständnisse wieder zurücknahm. Die Revolution befand sich nun auf dem Rückzug. Hier geht es zur Konterrevolution von 1848.
Scheitern der Revolution
Im März 1849 verabschiedete eine liberale Mehrheit der Frankfurter Nationalversammlung die Paulskirchenverfassung. Sie entschied sich für die kleindeutsche Lösung und konstitutionelle Monarchie. Da Preußens König Friedrich Wilhelm IV. die ihm angebotene Kaiserkrone jedoch ablehnte, scheiterte die Revolution. Die politischen Entscheidungen der Revolutionäre blieben wirkungslos, da sie über keine militärischen Machtmittel verfügten. Darüber hinaus bildete die Revolutionsbewegung längst keine Einheit mehr. Da das liberale Bürgertum eine sozialen Revolution ablehnte, zogen sich Handwerker und Bauern von der Revolution zurück. Der Doppelaufgabe – Einheit und Freiheit – waren die Revolutionäre nicht gewachsen. Hier geht es zu den Gründen für das Scheitern der Revolution 1848/49.4