Die von Homer verfassten Heldensagen “Ilias” und “Odyssee” sind die ersten bedeutenden Schriftzeugnisse der griechischen Geschichte. Beide Werke entstanden vermutlich im 8. Jahrhundert v. Chr. Homer thematisierte darin den Trojanischen Krieg und die abenteuerliche Heimkehr des Königs Odysseus nach Griechenland.
Homer
Die Frage, ob Homer tatsächlich existiert hat, ist bis heute nicht wissenschaftlich geklärt. Einige Quellen stellen ihn als einen blinden und armen Wandersänger und Berufsdichter dar. Homer soll ungefähr um 800 v. Chr. gelebt haben, reiste durch Griechenland und verbreitete in seinen Gesängen seine Geschichten über Götter und Helden. Mit dem “Heldenepos” erschuf er die älteste literarische Gattung Europas. 1
Ilias
Die “Ilias” verfasste Homer wahrscheinlich im 8. Jahrhundert v. Chr. Darin schildert er in 24 Büchern den Ausbruch und Verlauf des Trojanischen Krieges. Mythologischer Auslöser des Krieges ist das “Urteil des Paris“. Die Entführung der schönen Helena durch Paris veranlasst die Griechen zum Kriegszug gegen die Trojaner. Der Trojanische Krieg dauert insgesamt zehn Jahre. Im letzten Kriegsjahr überwinden die Griechen die Trojaner mit einem listigen Plan: Auf Veranlassung von Odysseus bauen sie ein hölzernes Pferd (Trojanisches Pferd), verstecken darin einige Soldaten und lassen es den Trojanern als “Geschenk” zurück. In der Nacht klettern die Griechen aus dem Pferd, öffnen die Stadttore und zerstörten Troja.2
Odyssee
Die “Odyssee” entstand im ähnlichen Zeitraum und knüpfte an die “Ilias” an. Die Geschichte beginnt nach dem Ende des Trojanischen Krieges. In 24 Büchern berichtet Homer über die Heimkehr und Irrfahrten des Königs Odysseus zu seiner Heimat Ithaka. In der “Odyssee” erfährt der Leser viele Informationen über die griechische Götterwelt. Bei seinen Irrfahrten, die insgesamt zehn Jahre dauern, ist Odysseus immer wieder den schicksalshaften Entscheidungen der Götter ausgesetzt. Im modernen Sprachgebrauch wird daher immer noch der Begriff “Odyssee” verwendet.
Wirkung der Ilias und Odyssee
Die von Homer geschriebenen Epen “Ilias” und “Odyssee” sind die ersten bedeutenden Schriftzeugnisse der griechischen Geschichte. Heldenepen gehören zur ältesten literarischen Gattung Europas. Sie berichten über eine Zeit, in der die Griechen noch nicht schreiben konnten. Sie geben Einsichten darüber, wie die Griechen in der Frühzeit gedacht und gehandelt haben. Die Heldensagen entwickelten seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. ein gemeinsames Selbstverständnis der Griechen als einheitliches Volk. Trotz der zersplitterten Staatenwelt in mehrere Poleis verband sie die griechische Sprache, Kultur und Heldensagen. Auch die Römer übernahmen die Idee des Heldenepos und erfanden mit der Aeneis einen eigenen Gründungsmythos.3