Als die USA nach dem Ende des Kalten Krieges 1990/91 als einzige Weltmacht verblieb, begannen Historiker, Politiker und Wissenschaftler darüber zu diskutieren, von welcher Weltordnung man nun sprechen könne. Während einige meinten, die USA würde in einer universalen Weltordnung den größten Machtanspruch haben, erwähnten andere den Einfluss der durch die Globalisierung expandierenden Kulturen.
Begriff
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende der bipolaren Weltordnung behauptete der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama in seinem Buch Das Ende der Geschichte, dass die liberale Demokratie im Westen die einzige bestehende Gesellschaftsordnung für die Zukunft sein werde1. 1996 antwortete Samuel P. Huntington auf die Thesen Fukuyamas in seinem Buch The Clash of Civilizations. Darin wies er dessen Argumente vehement zurück und erklärte, dass es zur Verlagerung des Nationalstaatenkonflikts zum Kampf der Kulturen kommen würde. Folglich werde es keine direkte Konkurrenz mehr zwischen zwei Staaten geben, sondern eher eine Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Kulturen. Die westliche Dominanz in der Welt hätte damit andere Kulturen dazu bewegt, diesem Einfluss entgegenzuwirken2.
Kulturkreise
Laut Huntington könne eine Kultur unterschiedliche Sprachen und Religionen aufweisen. Die wesentlichen Kulturen seien die chinesische, japanische, hinduistische, islamische und lateinamerikanische. Diese haben zwar verschiedene Traditionen, sind sich aber einig in der Eindämmung des westlichen Einflusses auf ihre Heimatländer. Gleichwohl machte Huntington darauf aufmerksam, dass der Westen bislang noch die dominierende Weltkultur sei (Ende der 1990er). Dies könne sich in der Zukunft aber ändern, da insbesondere die chinesische Kultur immer mehr Einfluss auf dem internationalen Weltmarkt und in der Kommunikation gewinnt, sodass die westliche Zivilisation nun herausgefordert sei3.