Otto von Bismarck war in den 1850er Jahren preußischer Gesandter im Bundestag in Frankfurt am Main. 1856 schrieb er in einem Bericht an den preußischen Ministerpräsidenten Manteuffel über den Deutschen Dualismus zwischen Preußen und Österreich. Später spielte Bismarck eine herausragende Rolle in den Einigungskriegen, die 1871 zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs unter preußischer Vormacht führten:
Nach der Wiener Politik ist einmal Deutschland zu eng für uns beide; solange ein ehrliches Arrangement über den Einfluss eines jeden in Deutschland nicht getroffen und ausgeführt ist, pflügen wir beide denselben streitigen Acker, und so lange bleibt Österreich der einzige Staat, an den wir nachhaltig verlieren und von dem wir nachhaltig gewinnen können. […] Wir haben eine große Anzahl streitender Interessen, die keiner von uns aufgeben kann, ohne auf die Mission, an die er für sich glaubt, zu verzichten. […] Selbst der schwerste Druck von außen, die dringendste Gefahr der Existenz beider, vermochte 1813 und 1849 das Eisen nicht zu schmieden. Der deutsche Dualismus hat seit tausend Jahren gelegentlich, seit Karl V. in jedem Jahrhundert regelmäßig in einem größeren inneren Krieg seine gegenseitigen Beziehungen reguliert, und auch in diesem Jahrhundert wird kein anderes als dieses Mittel die Uhr der Entwicklung auf ihre richtige Stunde stellen können. Ich beabsichtige mit diesem Raisonnement keineswegs zu dem Schlusse zu gelangen, dass wir jetzt unsere Politik darauf richten sollen, die Entscheidung zwischen uns und Österreich unter möglichst günstigen Umständen herbeizuführen. Ich will nur meine Überzeugung aussprechen, dass wir in nicht zu langer Zeit für unsere Existenz gegen Österreich werden fechten müssen.
Auszüge zitiert nach: H.-J. Schoeps, Preußen – Geschichte eines Staates, Frankfurt/Main u. Berlin 1966, S. 373 f.