Die Geschichte der deutschen Rechtschreibung

Die deutsche Schriftsprache ist bereits 1200 Jahre alt. Die ersten Buchstaben des heutigen Alphabets fanden ihren Ursprung in den Klöstern. Während das Schreiben damals nur wenigen Gelehrten vorbehalten war, ist es heute ein fester Bestandteil der Schulausbildung. In Deutschland kann sich fast jeder schriftlich ausdrücken – sei es per Brief oder der schnelle Weg über WhatsApp.
Bis heute hat die deutsche Rechtschreibung einige Veränderungen erlebt. Der Wunsch nach Vereinfachung führte zu Reformen und veränderten Schreibweisen. Dennoch ist die deutsche Rechtschreibung heute wohl alles andere als einfach.

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Die Mühseligkeiten der deutschen Rechtschreibung

Die deutsche Rechtschreibung und Grammatik stößt dem ein oder anderen Schüler immer wieder auf. Viel zu viele Wörter werden schließlich nicht einfach geschrieben, wie sie gesprochen werden. Wann wird ein stummes „h“ eingefügt, wann ist es „s“ und wann „ss“, wann ein „i“ und wann ein „ie“? Bei diesen Fragen gibt es definitiv keine feste Erklärung, die auf alle Schreibweisen zutrifft. Die deutsche Rechtschreibung ist voller Ausnahmeregelungen. 

Um manche dieser Regeln im Kopf zu behalten, haben sich einige Eselsbrücken etabliert: 

  • Wer nämlich mit „h“ schreibt ist dämlich. 
  • Trenne nie „st“, denn es tut ihnen beiden weh.
  • Steht am Ende „g“ oder „k“, muss man verlängern, ist doch klar. 

 

Mit diesen drei Beispielen ist die Aufzählung noch lange nicht am Ende. Es gibt zahlreiche Sprüche, die dabei helfen können, sich bestimmte Schreibweisen zu merken. 

Glücklicherweise ist es heute wesentlich einfacher geworden, zu überprüfen, wie ein Wort richtig geschrieben wird. In Zeiten des Internets muss man nicht länger den schweren Duden zur Hand nehmen und ewig blättern, bis man das gesuchte Wort gefunden hat. Stattdessen gibt es praktische Tools zur Rechtschreibprüfung im Internet. 

Bei Softwareprogrammen wie Quillbot oder LanguageTool ist es möglich, Wörter oder ganze Texte online einzugeben. Innerhalb von Sekunden werden dann die Fehler markiert und die richtige Schreibweise angezeigt. Solche Programme können auch als Add-ons heruntergeladen werden, um beispielsweise einen Text direkt bei Gmail zu korrigieren.

Ein Blick in die Vergangenheit

Bis ins 18. Jahrhundert war es mit der Rechtschreibung noch nicht so ernst. Johann Christoph Adelung, einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Sprache, motivierte dazu, sich an der Lautsprache zu orientieren: „Schreibe, wie du sprichst“.

Ab etwa 1850 wurden die ersten Regelhefte eingeführt, an denen sich Schüler orientieren mussten. Diese unterschieden sich allerdings je nach Schulverwaltung und Land. 1872 wurde dann eine einheitliche deutsche Rechtschreibung von Konrad Duden etabliert. 8 Jahre später ist das Standardwerk „Der Duden“ fertig und legt damit den Grundstein für die deutsche Rechtschreibung. 

Es folgten zahlreiche Auflagen des Dudens, die unter anderem von politischen Ereignissen beeinflusst wurden. So unterschieden sich beispielsweise die Auflagen für die BRD und die DDR. Daneben wurden regelmäßige Arbeitskreise abgehalten, in denen Neuregelungen zu Schreibweisen diskutiert wurden. 

Eine der bedeutendsten Neuregelungen, die von der deutschen Kultusministerkonferenz abgesegnet wurde, war die Rechtschreibreform von 1998. Die endgültige Einführung sollte erst 2005 erfolgen, um der Bevölkerung Zeit einzuräumen, sich an die Änderungen zu gewöhnen.

Die große Reform der deutschen Rechtschreibung

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Immer wieder waren zahlreiche Köpfe an der deutschen Rechtschreibung beteiligt und versuchten, klare Regelungen zu finden. Doch das Ergebnis war alles andere als eine einfach zu erlernende Schreibweise. Eine große Rechtschreibreform sollte her, um dem Abhilfe zu schaffen. Schreiben sollte schließlich für jedermann zugänglich sein, ohne dass es dafür riesige Hürden zu überwinden gilt. 

Einer der größten Versuche, die deutsche Rechtschreibung zu vereinfachen und weniger Ausnahmen zu schaffen, ging mit der deutschen Rechtschreibreform von 1998 einher. Am 01. August trat die Reform in Kraft und ist damit schon über 25 Jahre alt. Die Grundlage sollte sein, die Orthografie lautorientierter zu machen. Werden die Worte so geschrieben, wie man sie spricht, ist es natürlich einfacher.

Die geplante Reform traf keinesfalls nur auf Zuspruch. Kritische Stimmen wurden laut, dass neue Regelungen nur mehr Verwirrung stiften würden. Trotz allen Widerspruchs hat sich die Reform durchgesetzt. Nachfolgend ein Überblick zu den Veränderungen.

Schluss mit dem „ß“

Das „scharfe S“ oder auch „Eszett“ genannt, ist ein deutsches Phänomen. Während die Schweizer einfach immer ein „ss“ nehmen, tauchte das „scharfe S“ in zahlreichen deutschen Wörtern auf. Dies wurde mit der neuen Reform deutlich reduziert. Aus dem „Kuß“ wurde der „Kuss“ und aus „daß”“ wurde „dass“. 

Dennoch wollte man sich nicht gänzlich von diesem besonderen Buchstaben trennen. „Außerdem“, „regelmäßig“ und viele andere deutsche Worte führen immer noch das „ß“. Allerdings gibt es nun eine feste Regel:

  • Bei kurzen Vokalen kommt „ss“.
  • Auf lange Vokale folgt „ß“.

Wortzusammensetzungen

Die deutsche Sprache lebt vom Zusammensetzen von Wörtern. Eine Begrenzung scheint es kaum zu geben. Das zeigt das längste deutsche Wort, das aus 80 Buchstaben besteht: Die „Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunternehmenbeamtengesellschaft“.

Natürlich gab es vor der Rechtschreibreform auch Sonderregeln für das Zusammensetzen von Wörtern. Ergab sich eine Kombination von drei Konsonanten, wie es bei Schifffahrt der Fall ist, durften nur zwei „f“s geschrieben werden, sofern ein Vokal folgte. Bei einem Konsonanten blieben alle drei.

Diese mehr als komplizierte Regel gehört der Vergangenheit an. Heute bleiben einfach alle doppelten oder dreifachen Konsonanten an Ort und Stelle. 

Ph und/oder

Wer Wörter wie Saxophon oder Photographie ausspricht, spricht eindeutig ein „f“ – und da die deutsche Rechtschreibung lautorientierter werden sollte, darf dies nun auch so geschrieben werden. Tatsächlich ist sogar beides erlaubt: Saxophon oder Saxofon. 

Wörter getrennt schreiben

Die Reform brachte weitere Vereinheitlichungen mit sich, wenn es um das Getrennt- bzw. Zusammenschreiben von Wörtern geht. Egal ob es sich um die Verbindung von zwei Verben oder einem Verb und einem Nomen handelt, erfolgt eine getrennte Rechtschreibung. 

Während es früher also „Spazierengehen“ und „Fahrradfahren“ hieß, ist es heute „spazieren gehen“ und „Fahrrad fahren“. 

Die Rechtschreibreform bis heute

25 Jahre nach Inkrafttreten der deutschen Rechtschreibreform haben sich die meisten Menschen an die veränderten Regeln gewöhnt. Hinzu kommen natürlich die neuen Generationen, denen die alte Rechtschreibung schon gar nicht mehr bekannt ist. Der Rat für deutsche Rechtschreibung zeigt sich mit diesem Verlauf äußerst zufrieden und erklärt die Rechtschreibreform für erfolgreich. 

Während es zu Anfang der Reform noch endlose Diskussionen über jede Änderung gab, ist heute Ruhe eingekehrt. Bis auf einige kleine Ausnahmen haben sich die neuen Regeln etabliert und werden vom Großteil der Bevölkerung genutzt.

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Fabio Schwabe

Der Autor

Fabio Schwabe, Lehrer für die Fächer Geschichte, Latein und Sowi, ist das Gesicht hinter Geschichte kompakt. Mit seinen zahlreichen Artikeln hilft er jedes Jahr Schülern dabei, sich optimal auf das Abitur vorzubereiten.

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