Mit Josef Stalin gelangte in der Sowjetunion eine Person an die politische Spitze, die einen radikalen Kurs einleitete. Stalin verabschiedete sich von einer “sozialistischen Weltrevolution” und vertrat die Auffassung, dass der Aufbau des Sozialismus in einem Land – der Sowjetunion – durchgesetzt werden müsse. Dafür hielt er Ende der 1920er Jahre folgende Rede:
Also, ist die Einrichtung der sozialistischen Wirtschaft in unserem Lande möglich ohne den vorherigen Sieg des Sozialismus in anderen Ländern, ohne dass das siegreiche Proletariat des Westens direkte Hilfe mit Technik und Ausrüstung leistet? Ja, sie ist möglich. Und sie ist nicht nur möglich, sondern auch notwendig und unausbleiblich. Denn wir bauen bereits den Sozialismus auf, indem wir die nationalisierte Industrie entwickeln und sie mit der Landwirtschaft zusammenschließen, indem wir das Genossenschaftswesen auf dem Lande entfalten und die bäuerliche Wirtschaft in das allgemeine System der sowjetischen Entwicklung einbeziehen, indem wir die Räte belegen und den Staatsapparat mit den Millionenmassen der Bevölkerung verschmelzen, indem wir eine neue Kultur aufbauen und ein neues gesellschaftliches Leben entfalten. Es besteht kein Zweifel, dass unsere Aufgabe von Grund aus erleichtert würde, wenn uns der Sieg des Sozialismus im Westen zur Hilfe käme. Aber erstens wird der Sieg des Sozialismus im Westen nicht so schnell zustande gebracht, wie wir das wünschten, und zweitens lassen sich diese Schwierigkeiten überwinden, und wir überwinden sie bekanntlich schon. Man kann nicht wirklich aufbauen, wenn man nicht weiß, mit welchem Ziel man baut. Die große Bedeutung des Leninismus besteht unter anderem gerade darin, dass er einen Aufbau aufs Geratewohl, ins Blinde hinein nicht anerkennt, dass er sich einen Aufbau ohne Perspektive nicht denken kann, dass er auf die Frage nach der Perspektive unserer Arbeit eine klare und bestimmte Aufgabe gibt, indem er erklärt, dass wir alles haben, was notwendig ist, um die sozialistische Wirtschaft in unserem Lande zu errichten, dass wir die vollendete sozialistische Gesellschaft aufbauen können und müssen.
Zitiert nach: Hans-Joachim Lieber/Karl-Heinz Ruffmann (Hg.), Der Sowjetkommunismus – Dokumente, Band 1, Köln/Berlin 1963, S. 227ff.