Folgen und Bedeutung der Französischen Revolution

Die Französische Revolution leitete in Europa einen Epochenumbruch ein. Die durch die Revolution ausgelösten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Neuerungen breiteten sich blitzartig auf andere europäische Länder aus. Demzufolge fanden die Ideen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit vielerorts großen Beifall und stellten Absolutismus und Ständegesellschaft zunehmend in Frage.

Ende der Ständegesellschaft

Seit dem Mittelalter war die Gesellschaft in Europa nach Ständen (Adel, Klerus, Bürger/Bauern) gegliedert. Diese Ordnung beruhte auf dem Gottesgnadentum. Im Zuge der Aufklärung und der Französischen Revolution verlor diese Vorstellung immer mehr an Bedeutung. Nicht mehr die Herkunft, sondern individuelle Leistung und Wohlstand wurden ausschlaggebend für den Rang in der Gesellschaft. Die Französische Revolution ebnete somit den Weg in eine bürgerliche Gesellschaft.

Säkularisierung der Kirche

Der durch die Kirche vermittelte religiöse Aberglaube bestimmte bis ins 19. Jahrhundert das Leben der Menschen. In der Französischen Revolution wurde die Kirche schließlich säkularisiert und ihr Einfluss auf die Politik entzogen. Mit dem Autoritätsverlust der Kirche ging zeitgleich das Ende der Ständegesellschaft und die “von Gott berufene” Herrschaft eines Königs einher. Religion entwickelte sich nun zur reinen Privatsache.1

Neue Staatsformen

Infolge der Französischen Revolution wurden erstmals in Kontinentaleuropa frühneuzeitliche Staatstheorien – von Montesquieu, Locke oder Rousseau – in die Praxis umgesetzt. Die Säkularisierung der Kirche stellte die absolutistische Herrschaft eines Königs in Frage. Er konnte sich nicht mehr auf Gott berufen und ohne Gesetze regieren. Die Einführung der Verfassung von 1791 machte aus Frankreich eine konstitutionelle Monarchie. Mit der Schreckensherrschaft der Jakobiner kam es sogar zeitweise zur Errichtung einer Republik. Diese Neuerungen legten die Grundlagen für die politischen Systeme heutiger europäischer Staaten.2

Freiheits- und Grundrechte

Die 1789 verabschiedete Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte schrieb für das Volk erstmals unveräußerliche Grundrechte fest. Die Bürger konnten durch die 1791 eingeführte Verfassung an der Politik mitwirken. Allerdings galt das Recht auf politische Mitbestimmung nicht für alle Menschen. Durch das Zensuswahlrecht waren die unteren Gesellschaftsschichten vom politischen Einfluss ausgeschlossen.3

Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit

Die Abschaffung des Feudalsystems befreite die Bauern von ihrer langjährigen Leibeigenschaft. Unterdessen wurde in Frankreich die Gewerbefreiheit eingeführt. Jeder Mensch konnte nun selbst über seinen beruflichen Werdegang entscheiden. Dies erleichterte den Handel, führte zur Gründung von Fabriken und bescherte dem Besitzbürgertum großen Reichtum. Die auf Adam Smith beruhende Idee des Wirtschaftsliberalismus war demzufolge eine Voraussetzung für die Industrielle Revolution im 19. Jahrhundert.

Die Idee der Nation

Das Ende der Ständegesellschaft erforderte ein neues Ordnungsmodell. Es entstand die Vorstellung einer gemeinsamen historischen, kulturellen und sprachlichen Einheit. Die von der Idee der Nation motivierte französische Revolutionsarmee konnte in den Koalitionskriegen einige Gebiete Europas besetzen. Die Napoleonische Vorherrschaft in Europa exportierte somit die Ideen der Französischen Revolution nach außen. Nach den Befreiungskriegen (1813-1815) entwickelte sich anschließend auch ein deutscher Nationalismus.4

Bild 1: Karikatur “Dritter Stand” (1789), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: Französische Verfassung 1791, Lizenz: Gemeinfrei

Bild 3: “Die Freiheit führt das Volk”, Gemälde von Ferdinand-Victor-Eugène Delacroix, Lizenz: Gemeinfrei

Bild 4: Barrikadenkämpfe Berlin 1848, Lizenz: Gemeinfrei

 

 

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 26.09.2018 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 20.10.2022. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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