Der “Tag von Potsdam” am 21. März 1933 gilt wegen seiner symbolischen Bedeutung als Schlüsselereignis für den Aufstieg des “Dritten Reichs“. Nach den Reichstagswahlen vom 5. März sollte in der Potsdamer Garnisonkirche in einem feierlichen Zusammentreffen die neue Regierungskoalition vorgestellt werden. Die Nationalsozialisten nutzten dieses Ereignis als Propaganda, indem sie sich in die Tradition der preußisch-deutschen Geschichte stellten.
Reichstagswahl 5. März 1933
Auf den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 ging die NSDAP mit 43,9% der Stimmen als stärkste Partei hervor. Da sie jedoch keine absolute Mehrheit erzielte, war sie auf eine Koalition mit der rechtsnationalen DNVP angewiesen. Die NSDAP plante zu diesem Zeitpunkt bereits das Ermächtigungsgesetz, mit dem sie auf legalem Weg die Errichtung einer Diktatur herbeiführen wollte. Um breitere Zustimmung im Volk zu erlangen, nutzte die NSDAP die feierliche Vorstellung der neuen Reichstagsabgeordneten in der Potsdamer Garnisonkirche. Die Veranstaltung war aufgrund des Reichstagsbrand von Berlin nach Potsdam verlegt worden.1
Tag von Potsdam
Der festliche Staatsakt in der Potsdamer Garnisonkirche löste in einigen Bevölkerungskreisen patriotische Gefühle aus, weil die Nationalsozialisten eine Verbindung zur traditionellen preußischen Geschichte herstellten. Potsdam wurde mit schwarz-weiß-roten Flaggen des Kaiserreichs geschmückt, sodass Erinnerungen an die “rühmlichen alten Zeiten” wach wurden. Kommunisten nahmen an den Feierlichkeiten nicht teil, weil sie aufgrund der Notverordnungen seit dem Reichstagsbrand bereits verfolgt und verhaftet wurden. Ebenso hielten sich die Sozialdemokraten aus Protest fern. Symbolträchtige Bedeutung dieses Tages markierte Hitlers Verneigung vor Reichspräsident Hindenburg. Damit stellte er einerseits Kontinuität zur preußischen Geschichte her und weckte andererseits den Anschein, dass er die rechtlichen Staatsorgane des Reichspräsidenten und Reichstags weiterhin respektieren werde.2
Folgen
Der “Tag von Potsdam” erbrachte den Nationalsozialisten die notwendige Zustimmung für ihre zukünftige Politik. Das von ihnen im Vorfeld geplante Ermächtigungsgesetz konnte auf diese Weise am 23. März 1933 im Reichstag mit einer Zweidrittelmehrheit durchgesetzt werden. Hinreichend dafür waren vor allem die Stimmen der Zentrumspartei, die sich von den Festlichkeiten in Potsdam beeinflussen ließen und somit dem Gesetzesentwurf zustimmten. Weil das Ermächtigungsgesetz schließlich die Selbstentmachtung des Reichstags herbeiführte, gilt der “Tag von Potsdam” als Schlüsselereignis für die “Machtergreifung” und Gleichschaltung der Nationalsozialisten.3
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