Als Panslawismus wird das Streben nach einer staatlichen Einheit aller slawischen Völker im 19. Jahrhundert bezeichnet. Die Großmacht Russland unterstützte diese Bewegung und versuchte dadurch einen geostrategischen Vorteil in Mitteleuropa und auf dem Balkan zu erlangen. Die russische Förderung des Panslawismus führte zum Konflikt mit der Großmacht Österreich-Ungarn und bereitete somit den Weg in den Ersten Weltkrieg.
Ursachen
Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkommende Idee der Nation erreichte auch die slawischen Völker, die sich zu diesem Zeitpunkt unter der Vorherrschaft des Osmanischen Reichs und Österreich-Ungarns befanden. Aus der Reaktion heraus forderten die Slawen die kulturelle und politische Einheit zu einem Gesamtstaat.
Panslawismus
Nachdem Russland den Krimkrieg verloren hatte, versuchte es den Panslawismus zunehmend für eigene machtpolitische Ziele zu nutzen. Russland unterstützte die Unabhängigkeitsbewegungen der slawischen Völker auf dem Balkan und versuchte so Einfluss auf dieses Gebiet zu gewinnen. Unterdessen war es am Zugang zum Mittelmeer interessiert. Der Konflikt zwischen Russland und Österreich-Ungarn führte 1878 zur Balkankrise, die unter Leitung von Reichskanzler Otto von Bismarck als “Ehrlicher Makler” geschlichtet werden konnte.
Folgen
Der Balkan erwies sich in den folgenden Jahrzehnten mehr und mehr als Pulverfass. In den Balkankriegen 1912/1913 erreichten viele Völker die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich, das kurz vor seinem Zusammenbruch stand. Dies versuchten die Großmächte Russland und Österreich-Ungarn umso mehr auszunutzen. Die Ermordung des österreichischen Thonfolgers Franz Ferdinand durch einen serbischen Attentäter am 28. Juni 1914 ließ das Pulverfass überlaufen und löste die Julikrise aus. Wenig später brach der Erste Weltkrieg aus.