Der Tonkin-Zwischenfall im August 1964 war für die USA Anlass für ihren militärischen Eingriff im Vietnamkrieg. Bei diesem Ereignis waren US-amerikanische Kriegsschriffe von nordvietnamesischen Torpedobooten grundlos beschossen worden. Die USA traten damit in einen nicht zu gewinnenen Guerillakrieg ein. Später entlarvte sich der Tonkin-Zwischenfall als bewusste Falschmeldung.
Vorgeschichte
Nach der Teilung Vietnams 1954 brach wenig später in Südvietnam ein Bürgerkrieg aus. Die Vietcong versuchten die antikommunistische Regierung im Süden zu stürzen und ganz Vietnam wiederzuvereinigen. Während die Vietcong vom kommunistischen Nordvietnam unterstützt wurden, kamen die USA Südvietnam zu Hilfe. In den 1960er Jahren hatten die USA ihre Interventionen für den Süden weiter verstärkt. Sie lieferten ihren Verbündeten Torpedoboote und bildeten sie militärisch gegen die Vietcong aus. US-Kriegsschiffe führten für diese Ausbildung mehrere Militärmanöver im Golf von Tonkin vor der Küste Nordvietnams durch. Die verstärkte militärische Präsenz der USA machte den Vietnamkrieg schließlich zu einem Stellvertreterkrieg im Zeichen des Kalten Krieges.1
Tonkin-Zwischenfall
Nachdem die Streitkräfte Südvietnams am 30. Juli 1964 die Inseln an der nordvietnamesischen Küste beschossen hatten und das US-Kriegsschiff USS Madox im näheren Umkreis auf Entdeckungsfahrt ging, gab es eine große Konfrontation. Der erste Zwischenfall ereignete sich am 2. August, als es zu einem Schusswechsel zwischen der USS Madox und drei nordvietnamesischen Schnellbooten kam. Einen Tag später weiteten sich die Angriffe der südvietnamesischen Militärs auf das Festland aus. Obwohl den USA geheime Informationen über einen bevorstehenden Rückschlag Nordvietnams vorlagen, wurde mit dem USS Turner Joy ein weiteres Kriegsschiff eingesetzt. US-Präsident Johnson und Verteidigungsminister McNamara einigten sich darauf, im Falle eines Angriffs mit einem Vergeltungsschlag zu reagieren. Der Tonkin-Zwischenfall vom 4. August wurde aber mit der Behauptung, Nordvietnam hätte zuerst angegriffen, als bewusste Falschmeldung an die Öffentlichkeit gebracht.2
Folgen
Unmittelbar nach dem Tonkin-Zwischenfall am 4. August starteten die USA mit Luftangriffen auf nordvietnamesische Marinestützpunkte und Hafenanlagen. Die Bombardierungen rechtfertigte US-Präsident Johnson mit der Tonkin-Resolution, die am 7. August vom US-Kongress verabschiedet wurde. Diesbezüglich berief sich Johnson auf das Recht der Verteidigung gegen die nordvietnamesischen Angriffe. Damit traten die USA offiziell in den Vietnamkrieg ein, der bis 1973 andauerte. Die Aufdeckung der “Pentagon-Papiere” und NSA-Geheimakten machte später deutlich, dass es sich bei dem Tonkin-Zwischenfall um eine bewusste Falschmeldung der US-Regierung gehandelt habe, um den Eingriff im Vietnamkrieg zu legitimieren.3