Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution kam es in Deutschland zu einem politischen Umbruch. Reichskanzler Max von Baden verkündete am 9. November 1918 die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und übertrug Friedrich Ebert die Regierungsgeschäfte. Infolgedessen stritten sich die gespaltene MSPD und USPD um die künftige Regierungsreform. Dafür wurde der sogenannte Rat der Volksbeauftragten eingesetzt. Er kümmerte sich um die Debatte, ob Deutschland ein sozialistisches Rätesystem oder eine parlamentarische Demokratie werde sollte.
Novemberrevolution
Am 9. November 1918 war in Deutschland zweimal die Republik ausgerufen worden. Die MSPD und USPD konnten sich nicht über eine neue Regierungsform einigen. Während die MSPD für die Einführung einer parlamentarischen Demokratie plädierte, bevorzugte die USPD ein sozialistisches Rätesystem nach Vorbild der Russischen Revolution. Unterstützt wurde die USPD von den Arbeiter- und Soldatenräten, die sich infolge der Novemberrevolution in allen deutschen Städten gebildet hatten. Aus diesen Gründen wurde am 10. November 1918 eine provisorische Regierung eingesetzt, die über den politischen Neubeginn Deutschlands entscheiden sollte.1
Rat der Volksbeauftragten
Der Rat der Volksbeauftragten setzte sich jeweils aus drei MSPD- und USPD-Mitglieder zusammen. Friedrich Ebert, Otto Landsberg und Philipp Scheidemann vertraten die MSPD, während Hugo Haase, Emil Barth und Wilhelm Dittmann die USPD unterstützten. Die Abgeordneten kümmerten sich um die Rückführung der deutschen Soldaten aus dem Krieg und um politische Debatten über die Regierungsform. Eine Vorentscheidung fiel auf dem im Dezember tagenden Reichsrätekongress der Arbeiter- und Soldatenräte. Dort stimmten die Teilnehmer für die Einführung einer parlamentarischen Demokratie und Nationalversammlung. Damit wurde dem Vorschlag eines Rätesystems eine klare Absage erteilt. Darüber hinaus hatte Friedrich Ebert einen geheimen Pakt mit Wilhelm Groener geschlossen, durch den sich die MSPD mit den alten Eliten des Militärs verbündete. Die drei USPD-Mitglieder traten schließlich am 29. Dezember 1918 aus dem Rat der Volksbeauftragten aus.2
Folgen
Die Entscheidungen auf dem Reichsrätekongress sorgten in Deutschland für einen radikalen Ausnahmezustand. Linksextremistische Aktivisten versuchten mit dem Spartakusaufstand die Einführung einer parlamentarischen Demokratie rückgängig zu machen. Aufgrund der gewaltsamen Zustände in Berlin fand am 19. Januar 1919 eine Nationalversammlung in Weimar statt. Dort wurde Friedrich Ebert zum neuen Reichspräsidenten gewählt. Der Bruch zwischen MSPD und USPD führte zur endgültigen Spaltung der Arbeiterbewegung. Der linksradikale Flügel der USPD schloss sich der neu gegründeten KPD an. Durch den Ebert-Groener-Pakt wurden linksextremistische Aktivisten in der Weimarer Republik mit radikaler militärischer Gewalt unterdrückt. Die milde Verurteilung rechtextremer Straftaten zeigt hingegen, dass sich Polizei und Justiz größtenteils noch aus ehemaligen Eliten des Kaiserreichs zusammensetzten.3
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