Translatio imperii

Die translatio imperii war eine im Mittelalter verbreitete theologische Vorstellung, nach der die Herrschaft eines Weltreiches an seinen Nachfolger übertragen werde. Diese Theorie steht vor allem im Zusammenhang mit dem Untergang des Römischen Reiches. In dieser Zeit glaubten die Menschen an die Vier-Reiche-Lehre aus dem Buch Daniel. Daraus entstand der allgemeine Glaube, dass das Römische Reich das letzte von vier Weltreichen wäre und daher nicht untergehen dürfe. Auf dieser Idee basiert die Herrschaftsübertragung der Römer auf die Franken, die mit der Kaiserkrönung Karls des Großen 800 vollbracht wurde.

Vier-Reiche-Lehre

Eine Textpassage aus dem Buch Daniel lehrte die Vorstellung von der Existenz der vier Weltreiche. Der Kirchenvater Hieronymus interpretierte daraus, dass mit diesen Weltreichen Babylon, Persien, Griechenland und Rom gemein seien. Zu einer faktischen Teilung des Römischen Reiches in West und Ost war es 395 gekommen. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches 476 verbreiteten sich vielerorts apokalyptische Vorstellungen. Das oströmische Reich bzw. Byzanz existierte aber weiterhin.

Kaiserkrönung Karls des Großen

Auf dem Gebiet des ehemaligen weströmischen Reiches etablierten sich die Franken als stärkster Stammesverband. Karl der Große begründete durch seine militärischen Erfolge das Fränkische Reich und ließ sich am 25. Dezember 800 von Papst Leo III. zum römischen Kaiser krönen. Dies entsprach der Vorstellung einer translatio imperii, nach der die Kaiserwürde von den Römern auf die Franken übergegangen sei. Damit sollte der Untergang des Römischen Reiches umgangen werden, damit es als viertes Reich weiterhin bestehe. Karl der Große verstand sich seitdem als Schirmherr des Christentums.

Entwicklung im Heiligen Römischen Reich

Nachdem das Fränkische Reich im Vertrag von Verdun 843 in Ost und West geteilt worden war, entstand im östlichen Teil ein Jahrhundert später das ostfränkische Reich, das nachträglich als Heilige Römisches Reich bezeichnet wurde. Mit der Kaiserkrönung des Otto I. im Jahr 962 ging die translatio imperii nun auf dieses Herrschaftsgebiet über. Diese Theorie wurde zur Grundlage für die Existenz des Heiligen Römischen Reiches.

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 03.12.2015 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 10.04.2022. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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