Mit der Entdeckung des amerikanischen Kontinents im Jahr 1492 begann der Aufbruch in eine neue Epoche. Nach der erfolgreichen Reconquista konzentrierten sich die spanischen Könige Kastiliens und Aragóns nun auf die Überseefahrt. Der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus wurde von der Krone Kastiliens zunächst dazu beauftragt, einen neuen Seeweg nach Asien zu finden. Als dieser nach einer langen und abenteuerlichen Reise endlich an einen Küstenstreifen gelangte, entdeckte er einen für Europäer bis dahin unbekannten Kontinent: Amerika.
Reconquista
Im 8. Jahrhundert war die Iberische Halbinsel im Zuge der Islamischen Expansion von Arabern erobert worden. Die nächsten Jahrhunderte waren geprägt vom christlichen Widerstand gegen die muslimische Vorherrschaft. In dieser Zeit bestand die Iberische Halbinsel zunächst aus kleineren Teilreichen, wie Aragón, Navarra, Kastilien und Portugal. Unter diesen war Kastilien das mächtigste und umfasste mit Teilen im Norden und dem ganzen Südwesten zwei Drittel des gesamten spanischen Territoriums. Die Grundlage für die Entwicklung eines spanischen Nationalstaates wurde mit der Hochzeit Isabellas von Kastilien und Ferdinand von Aragón 1469 geschaffen. Dieses Königspaar arbeitete nun politisch zusammen und stellte damit eine dauerhafte Verbindung zwischen Kastilien und Aragón her. Unterdessen entwickelte sich auch Portugal zu einem eigenen Nationalstaat. Nachdem 1492 das letzte muslimisch beherrschte Emirat von Granada im Süden Spaniens zerschlagen wurde, konnte sich das spanische Staatsgebilde festigen und zusammenwachsen. Daraufhin konzentrierte sich Spanien nun auf den Überseehandel. Hier geht es zum ganzen Artikel über die Reconquista.1
Christoph Kolumbus
Christoph Kolumbus wuchs in der italienischen Republik Genua auf und fuhr schon in jungen Jahren zur See. 1476 rettete er sich nach einer missglückten Seefahrt auf dem Atlantischen Ozean an die portugiesische Küste. Da Portugal schon zu diesem Zeitpunkt Zentrum der europäischen Seefahrt gewesen war, stellte er sich in dessen Diensten und unternahm weitere Expeditionen in den Nordatlantik und entlang der westafrikanischen Küste. In der Folgezeit beschäftigte er sich ausführlich mit dem Seeweg nach Süd- und Ostasien. Als erfahrener Seefahrer wurde Kolumbus schließlich dazu beauftragt, neue Wege nach Indien und China für Güter wie Seide und Gewürze zu finden. Denn seit sich das Osmanische Reich im 14. Jahrhundert zwischen Europa und Asien ausgebreitet hatte, waren die östlichen Landwege geschlossen.2
Verhandlungen mit Portugal und Kastilien
Portugiesische Seefahrer versuchten zunächst, um den afrikanischen Kontinent zu fahren und schließlich nach Indien zu gelangen. Kolumbus entschied sich 1480 hingegen für eine Westroute nach Ostasien, wobei er sich auf die Lehre von Aristoteles berief. Voraussetzung für die abenteuerliche Überfahrt nach Westen war die unter Gelehrten verbreitete Vorstellung, dass die Erde eine Kugel und nicht scheibenförmig sei. Dafür bildeten naturwissenschaftliche Erkenntnisse der Kosmografie und Kartografie wichtige Grundlagen. Für die Umsetzung seiner Expeditionsfahrt fehlte ihm aber eine grundlegende Unterstützung des portugiesischen Königs Johann II. Daher verließ Kolumbus 1485 Lissabon und siedelte nach Spanien. Nach langwierigen Verhandlungen erhielt er vom Königspaar Isabella und Ferdinand erst nach Abschluss der Reconquista 1492 die Zustimmung für seine Überseefahrt. Mit der Kapitulation von Santa Fe einigten sie sich darauf, dass Kolumbus für den Import von Gold und Gewürzen zehn Prozent von dessen Verkaufsgewinn erhalten werde. Er begab sich nun im Dienst für Kastiliens auf eine westliche Seefahrt nach Indien.
Entdeckung Amerikas
Nach einer wochenlangen abenteuerlichen Fahrt über den stürmischen Ozean landeten Kolumbus und seine Mannschaft im Oktober 1492 schließlich in Bahamas. Dort wurden sie von den Einheimischen mit Gastgeschenken bereichert. Auf der Weiterfahrt entdeckten sie Kuba und Hispaniola. Im Januar 1493 reisten die Seefahrer zurück nach Europa und wurden in Spanien auf einem Triumphzug gefeiert. Um auf einer erneuten Seefahrt reichlich Beute machen zu können, wurde Kolumbus mit 17 Schiffen und 1500 Seefahrern ausgestattet. Diese zweite Expedition auf den Inseln Mittelamerikas verlief deutlich aggressiver. Kolumbus und seine Mannschaft beuteten die einheimische Bevölkerung aus und versklavten sie. Die Ureinwohner Lateinamerikas wurden unterdrückt, versklavt und getötet. Insgesamt unternahm Kolumbus vier Reisen. Seinen Ruhm als Held und Eroberer hatte er wegen seiner radikalen Ausbeutung allerdings verloren und verstarb 1506 ohne nennenswerte Ehrung. Dennoch legte er mit seiner erfolgreichen Expedition nach Westen die Grundlage für die Entdeckung und Kolonisation Amerikas durch die Europäer. Dieses Ereignis wird daher in der Geschichtsschreibung auch als Aufbruch in die neue Epoche der Frühen Neuzeit bezeichnet.3