Im Jahr 1848 – kurz nach der Märzrevolution – gründeten die Menschen im deutschsprachigen Raum erstmals politische Parteien. Sie setzten sich in der Frankfurter Nationalversammlung in unterschiedlichen Fraktionen zusammen, um die Politik im Sinne eigener Interessen beeinflussen zu können.
Vorgeschichte
Die Märzrevolution zwang die Fürsten im Deutschen Bund zu politischen Reformen. Sie gewährten die Einführung von Parlamenten, die den Forderungen nach Grundrechten und Verfassungen nachkommen sollten. Gleichzeitig entstanden zahlreiche politische Vereine und Parteien, in denen die Menschen ihre Grundüberzeugungen zum Ausdruck bringen wollten. In der seit dem 18. Mai 1848 tagenden Frankfurter Nationalversammlung setzten sich diese in unterschiedlichen Fraktionen zusammen. Mit den Konservativen, Liberalen und Demokraten lassen sich diese in drei Hauptgruppen unterteilen.1
Konservative
Die Konservativen saßen in der Nationalversammlung am rechten Rand. Sie standen politischen Reformen ablehnend gegenüber und wollten die Souveränität der einzelnen Fürstenherrschaften möglichst bewahren. Auch die Sonderrechte des Adels sollten unangetastet bleiben. Konservative befürworteten die großdeutsche Lösung. Vertreten wurden sie durch das Café Milani.
Liberale
Die Liberalen strebten grundsätzlich nach Freiheits- und Grundrechten. Sie vertraten die Interessen des Besitz- und Bildungsbürgertums und wollten den Monarchen durch ein Parlament sowie Verfassung kontrollieren können. Die Liberalen unterschieden sich aber nochmals in zwei Untergruppen. Während die Rechtsliberalen (Casino) die Mitwirkung des Parlaments nur auf die Gesetzgebung beschränken wollten und eine starke Zentralregierung befürworteten, setzten sich die Linksliberalen (Württemberger Hof, Augsburger Hof) für die parlamentarische Monarchie ein. Tendenziell neigten die Liberalen zu einem Zensuswahlrecht. Es gab Befürworter einer großdeutschen und kleindeutschen Lösung.
Demokraten
Den Demokraten (auch Linken) ging es auch um Freiheits- und Grundrechte. Sie gingen aber noch einen Schritt weiter als die Liberalen und unterstützten auch die unteren Gesellschaftsschichten. Die Demokraten unterschieden sich ebenfalls in zwei Untergruppen. Während die gemäßigten Linken (Deutscher Hof, Nürnberger Hof) die Republik und gleiches Wahlrecht forderten, peilte die radikaldemokratische Linke (Donnersberg) eine gewaltsame Revolution mit sozialen Reformen an. Auch bei den Demokraten gab es Uneinigkeit bezüglich der großdeutschen und kleindeutschen Lösung.2
Scheitern der Nationalversammlung
Die unterschiedlichen Zielsetzungen zögerten die Debatten in der Nationalversammlung über Monate hinaus und spalteten die Revolutionsbewegung. Im März 1849 verabschiedete eine liberale Mehrheit die Paulskirchenverfassung. Sie entschied sich für die kleindeutsche Lösung und konstitutionelle Monarchie. Die Verfassung blieb jedoch wirkungslos, da Preußens König Friedrich Wilhelm IV. die ihm angebotene Kaiserkrone für einen deutschen Gesamtstaat ablehnte. Die Frankfurter Nationalversammlung wurde wenig später aufgelöst und verlor an politischer Bedeutung. Trotzdem hatte die Revolution 1848/49 langfristige Folgen, indem sie das Entstehen von politischen Vereinen, Parteien und Parlamenten begünstigte.3