Wer sich in der Oberstufe für Geschichte interessiert, möchte womöglich später einen Beruf ergreifen, in dem das Themenfeld eine zentrale Rolle spielt. Die Basis dafür bietet oftmals ein entsprechendes Studium, allerdings gibt es auch Ausbildungsberufe, die in einem Zusammenhang mit historischen Themen stehen. Hier gibt es einen Überblick über die potenziellen beruflichen Optionen.
Studieren oder Ausbildung? Aspekte zur Entscheidungshilfe
Wer überlegt, einen Beruf zu ergreifen, der im Zusammenhang mit dem Themengebiet Geschichte steht, sollte sich zunächst überlegen, ob eine Ausbildung oder ein Studium geeigneter ist. Für beide Varianten gibt es gute allgemeingültige und individuelle Gründe.
Grundsätzliche Vor- und Nachteile
Grundsätzlich bietet das Studium den Vorteil, sich ab einem gewissen Punkt auf einen Schwerpunkt spezialisieren zu können. Zudem haben studierende oftmals in der Gestaltung ihres Alltags mehr Freiheiten als Auszubildende.
Des Weiteren sind Aufenthalte in anderen Ländern möglich, vor allem in Form eines Auslandssemesters. Die Option eines Doktortitels öffnet die Türen für das Arbeiten in bestimmten Stellen in öffentlichen Institutionen. Allerdings können falsche Erwartungen dazu führen, dass die Studierenden überfordert sind und an einem bestimmten Punkt einen Abbruch in Erwägung ziehen.
In einer Ausbildung wiederum gibt es deutlich mehr Möglichkeiten, von Beginn an im praktischen Bereich aktiv zu sein. Gerade für Menschen, denen die reine Theorie schnell langweilig wird, ist das sicherlich optimal.
Darüber hinaus sammeln die Auszubildenden nicht nur Erfahrungen hinsichtlich der fachlichen Praxis, sondern gleichermaßen hinsichtlich der Arbeitswelt und dem entsprechenden Alltag. Diese können für den beruflichen Weg äußerst wertvoll sein.
Auszubildende haben so einen Vorteil gegenüber Studierenden, da sich Letztere nach ihrem Abschluss erst an das Berufsleben sowie die Umstände in einem Betrieb oder einer öffentlichen Institution gewöhnen müssen.
Auswirkungen aus Gehalt und Verdienstmöglichkeiten
Gleichzeitig kann sich die Entscheidung auf die Verdienstmöglichkeiten auswirken. Während Auszubildende während der Zeit in der Lehre bereits ein festes Einkommen haben, entstehen für Studierende zunächst Kosten. Später jedoch bestehen gute Chancen auf ein höheres Gehalt.
Allerdings spielt es für die Erfolgschancen und den Verdienst nach dem Studium ganz grundsätzlich nicht nur eine Rolle, ob es beendet wurde – sondern auch mit welchem Abschluss.
Manchmal ist ein Master sinnvoll, in anderen Fällen ist Berufserfahrung hilfreicher. Dabei kommt es vor allem auf den konkreten Bereich an. In Sparten wie der Medizin und der Naturwissenschaft wird oftmals ein Master verlangt.
Bei kreativen Tätigkeiten zählen eher die praktischen Erfahrungen. Wer also einen Bachelor in Geschichte erworben hat, sollte überprüfen, ob ein Master für den konkreten Berufswunsch sinnhaft ist oder das praktische Arbeiten langfristig einen größeren Mehrwert für die Karriere bietet.
Studiengänge im Bereich Geschichte und berufliche Aussichten
Wenn die Entscheidung getroffen wurde, Geschichte zu studieren, sollte sich der Interessierte zunächst damit befassen, welche Fachbereiche das Studium beinhaltet. Außerdem sollte er wissen, welche beruflichen Optionen er nach erfolgreicher Beendigung der Zeit an der Universität hat.
Die Basics
Grundsätzlich findet das Geschichtsstudium im mittlerweile gängigen Bachelor- und Mastersystem statt. Der Bachelor dauert sechs bis acht Semester, das Master wiederum nur zwei bis fünf Semester. Vor dem Beginn muss entschieden werden, ob das Lehramtsstudium gewählt wird. Zusätzlich legt der Studierende fest, ob er Geschichte als Haupt- oder Nebenfach studiert.
Im Rahmen des Studienganges beschäftigen sich die Teilnehmer nicht damit, einfach Fakten auswendig zu lernen. Vielmehr bekommen sie das Handwerkszeug vermittelt, das notwendig ist, um geschichtliche Zusammenhänge zu verstehen und zu analysieren.
Dafür lernen sie die entsprechenden Arbeitsmethoden kennen und beschäftigen sich mit historischen Quellen. Gleichzeitig wird ihnen beigebracht, wie Museen und Archive für die eigenen Forschungen genutzt werden können.
Konkrete Themenbereiche
Konkrete Fächer, die während des Studiums eine Rolle spielen, sind unter anderem:
- die antike Geschichte,
- die Geschichte des Mittelalters
- und die neuere Geschichte.
Auch auf die Wirtschafts- und Umweltgeschichte wird eingegangen. Ab einem gewissen Punkt können sich die Studierenden auf einen Fachbereich spezialisieren. Was konkret möglich ist, unterscheidet sich je nach Universität.
Alternativ kann von Beginn an (oder erst im Master) ein Fach gewählt werden, das sich auf einen bestimmten Teil der Geschichte bezieht. An der Justus-Liebig-Universität Gießen besteht die Möglichkeit, Osteuropäische Geschichte zu studieren.
Auch Militärgeschichte ist ein eigenständiges Fach. Diesen Bereich gibt es unter anderem an der Universität Potsdam. In Marburg wiederum kann Geschichte der Internationalen Politik als Master studiert werden (die Dauer beträgt vier Semester).
Mögliche Berufe auf Basis eine Geschichtsstudiums
Beruflich haben Absolventen eines Geschichtsstudiums verschiedene Möglichkeiten. Dazu gehört das Lehren des Faches Geschichte. Bei Abschluss eines Lehramtsstudiums ist das je nach konkreter Ausrichtung an Realschulen oder Gymnasien möglich.
Alternativ kann eine Karriere in der Forschung und Lehre eingeschlagen werden, wobei der Absolvent nach seinem Abschluss weiter im Universitäts-Betrieb bleibt. Daneben gibt es viele weitere Möglichkeiten:
- Gängig ist zum Beispiel ein Berufsweg im Feld des Journalismus.
- Zudem sind Historiker in Bibliotheken, Archiven und Gedenkstätten gefragte Mitarbeiter. Gleiches gilt für den Denkmalschutz und Tourismus.
- Des Weiteren können Historiker in der Öffentlichkeitsarbeit oder im Marketing tätig sein. Nicht minder gefragt sind sie im Bereich der Politik, zum Beispiel in Parteien, Stiftungen und anderen Organisationen.
Ausbildungsberufe, die in einem Zusammenhang mit dem Themenfeld stehen
Wie bereits angeklungen gibt es neben dem Studium der Geschichte Ausbildungsberufe, die in einem Zusammenhang mit dem Fachbereich stehen. Einige der Optionen sind in den letzten Jahren weggefallen oder überholt worden. Zu den aktuellen Ausbildungsmöglichkeiten, bei denen ein Kontakt mit der Geschichte besteht, gehören allen voran:
- Techniker für Grabungstechnik
- und Archivar.
Techniker für Grabungstechnik
Beim Techniker für Grabungstechnik handelt es sich um einen Weiterbildungsberuf. Diese Weiterbildung kann bei den Landesämtern für Denkmalpflege absolviert werden. Sie dauert drei Jahre und wird in Vollzeit wahrgenommen. Die Weiterbildung hat also mit einem Blick auf die Dauer und den Aufwand eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Lehre.
Grabungstechniker unterstützen Wissenschaftler bei historischen Grabungen. Dabei stellen sie unter anderem die notwendigen Unterlagen zusammen und kümmern sich um die für den jeweiligen Einsatz notwendigen technischen Geräte.
Gleichzeitig sind sie für die Dokumentation vor Ort sowie das Erstellen von Berichten zuständig. Gerade aufgrund des historischen Charakters vieler Grabungen kommen die Absolventen dieser Ausbildung in ihrem Alltag viel mit dem Thema Geschichte in Kontakt.
Archivar
Ein Archivar wiederum arbeitet vor allem im Bereich der Behörden und Verwaltung. Hier ist er dafür zuständig, wichtige Unterlagen dauerhaft in das jeweilige Archiv zu übernehmen. Die Basis dafür bietet die Entscheidung, welche Dokumente eine ausreichende Relevanz haben.
Archivare bewerten die Stücke also zunächst hinsichtlich ihrer Relevanz. Das Ziel dabei ist eine gewisse Effizienz: So sollten nicht zu viele Dokumente übernommen werden, um den Raum, den Archive bieten, sinnvoll zu nutzen.
Gleichzeitig müssen die aussagekräftigsten Stücke vorhanden sein, damit Interessierte sich ein umfassendes und vor allem vollständiges Bild machen können. Darüber hinaus ist der Archivar zuständig für:
- die Aufbereitung der Dokumente,
- die Konservierung der Unterlagen
- sowie, falls nötig, ihre Restaurierung.
Für diesen Beruf werden in der Verwaltung zwei Arten von Ausbildungen angeboten. Im gehobenen Dienst dauert die Lehre drei Jahre, Voraussetzung ist die Fachhochschulreife oder das Abitur.
Im höheren Dienst wiederum erstreckt sich die Ausbildung über einen Zeitraum von zwei Jahren, allerdings ist die geforderte Grundlage ein abgeschlossenes Hochschulstudium, im besten Fall sogar mit einer Promotion.
Der Kontakt mit der Geschichte entsteht in diesem Bereich vor allem aufgrund der Beschäftigung mit den Dokumenten. Je nach konkretem Gebiet und Archiv kann es dabei um verschiedene Bereiche vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte oder um aktuelle Zeitgeschichte gehen.
Fazit
Wer sich nach dem Abitur weiter mit dem Bereich Geschichte beschäftigen möchte, hat dafür beruflich einige Optionen. Gängig ist ein Studium der Geschichte, wobei es neben dem Standardfach verschiedene weitere Varianten wie Militärgeschichte oder Osteuropäische Geschichte gibt. Beruflich können neben dem Lehramt unter anderem Karrieren im Journalismus, Tourismus oder in der Öffentlichkeitsarbeit eingeschlagen werden. Alternativ kann eine Ausbildung angedacht werden. Mit den Berufsbildern des Technikers für Grabungstechnik und dem Archivar gibt es zwei spannende Varianten, bei denen der Auszubildende im Rahmen seiner Tätigkeit viel mit dem Thema Geschichte in Kontakt kommt.
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