Zu Beginn des 19. Jahrhunderts tobten in Europa die Napoleonischen Kriege. General Napoleon Bonaparte eroberte mit der französischen Armee große Territorien und verbreitete damit die Ideale der Französischen Revolution. Gegen die französischen Vorherrschaft bildeten andere europäische Großmächte mehrere Koalitionen. Nach der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 ging die Napoleonische Zeit in Europa zu Ende. Mit dem Wiener Kongress setzte eine neue Epoche des Friedens ein.
Napoleons Aufstieg
1789 war in Frankreich die Revolution ausgebrochen. Trotz Reformen in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft radikalisierte sich die Revolution jedoch zwischenzeitlich und fand über mehrere Jahre kein Ende. Erst General Napoleon Bonaparte ergriff per Staatsstreich die Regierungsgewalt in Frankreich und erklärte die Revolution 1799 für beendet. Grund für seinen politischen Aufstieg war Napoleons Prestige, das er infolge der siegreichen Koalitionskriege errungen hatte. Das revolutionäre Frankreich befand sich seit 1792 im Krieg gegen andere europäische Großmächte, die die Abschaffung des Königtums in Frankreich wieder rückgängig machen wollten.
Napoleonische Kriege
Aus der anfänglichen Verteidigung wurde zunehmend ein Revolutionsexport nach Europa. Napoleon gewann mit der französischen Armee eine Schlacht nach der anderen und annektierte im Frieden von Lunèville 1801 das linke Rheinufer. Darüber hinaus krönte er sich 1804 selbst zum Kaiser und schuf mit dem Code civil ein neues Gesetzbuch im Zivilrecht. Außenpolitisch sorgte er für die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches. Die ehemaligen deutschen Staaten traten im Jahr 1806 Napoleons neu gegründeten Schutzbündnis – dem Rheinbund – bei. Dort kam es zu umfassenden Reformen, die die Bündnispartner zu moderenen Staatsapparaten verwandelten. Napoleon ordnete die geografische Landkarte völlig neu: mit dem Reichsdeputationshauptschluss wurden die ca. 300 Klein- und Mittelstaaten zu größeren staatlichen Einheiten zusammengelegt. Damit begann für den deutschsprachigen Raum der Beginn in die moderne Neuzeit. Auch Preußen musste sich der französischen Vormacht beugen. Die Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 veranlasste die Staatsführung zu den Preußischen Reformen.
Erster Pariser Frieden
Nachdem Napoleons Russlandfeldzug 1812 scheiterte, schlossen Preußen, Österreich und Russland eine neue Koalition gegen Frankreich. In der Völkerschlacht bei Leipzig konnte Napoleons Herrschaft über Europa besiegelt werden. Die verbündete Koalition marschierte bis nach Paris und ließ Napoleon im April 1814 als Kaiser absetzen. Auf dessen Thron folgte Ludwig XVIII. Am 30. Mai 1814 schlossen die Siegermächte mit Frankreich den Ersten Pariser Frieden. Darin wurden Frankreichs Grenzen auf den Stand von 1792 zurückversetzt.
Wiener Kongress
Zwischen September 1814 und dem 9. Juni 1815 fand der Wiener Kongress statt. Dort trafen sich die führenden europäischen Staatsmänner, um eine friedliche Neuordnung Europas zu gestalten. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand die Idee eines Gleichgewichts unter den Großmächten. Da jeder Teilnehmer unterschiedliche Gebietsansprüche vertrat, wurde nach einer angemessenen Lösung für alle Beteiligten gesucht. Es kam zu Entschädigungen, Grenzverschiebungen und Teilungen. Dominiert wurde der Kongress von Österreichs Außenminister Fürst von Metternich. Er setzte sich für eine Restauration der vorrevolutionären Ordnung ein und wollte einen ausbalancierten Interessenausgleich schaffen.
Napoleons Rückkehr
Im März 1815 kehrte Napoleon aus seinem Exil nach Frankreich zurück und versuchte seine verlorene Macht zurückzugewinnen [Herrschaft der 100 Tage]. Wenig später erneuerten Russland, Preußen, Österreich und Großbritannien ihre Koalition und sorgten in der Schlacht bei Waterloo für einen endgültigen Sieg über Napoleon. Der ehemalige Kaiser der Franzosen wurde in die Atlantikinsel St. Helena verbannt, wo er 1821 starb. Am 20. November 1815 musste Frankreich im Zweiten Pariser Frieden Gebiete an die Niederlande abtreten und hohe Reparationsleistungen zahlen.
Deutscher Bund
Der deutschsprachige Raum stand auf dem Wiener Kongress im Mittelpunkt. An die Stelle des zuvor aufgelösten Rheinbundes wurde in der Bundesakte am 9. Juni 1815 die Gründung des Deutschen Bundes beschlossen. Damit wurde ein lockerer Staatenbund aus souveränen Einzelstaaten geschaffen, um den inneren und äußeren Frieden zu gewährleisten. Es gab weder eine Zentralregierung noch allgemein gültige Verfassung. Nationale und liberale Forderungen blieben größtenteils unerwünscht. Damit reagierte Fürst von Metternich auf die Erfahrungen der Napoleonischen Kriege und versuchte ein ausgeglichenes Friedenssystem zu installieren.
Nachwirkungen
Die auf dem Wiener Kongress geregelte Friedensordnung zielte auf ein Gleichgewicht der Großmächte, Diplomatie und Solidarität ab. Die Monarchen Preußens, Österreichs und Russland einigten sich in der Heiligen Allianz auf eine gemeinsame Vorgehensweise gegen nationale und liberale Bewegungen aus dem Inneren. Als oberste Prioritäten galten die Restauration, Legitimität und Solidarität. Mit der Herstellung der Pentarchie wurde ein Ausgleich zwischen den “global players” Frankreich, Großbritannien, Preußen, Österreich und Russland ermöglicht. Dieses System sorgte für eine langjährige Friedensepoche und wurde erst durch die Revolution 1848/49 kurzzeitig außer Kraft gesetzt.