Die Revolution 1848/49 ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Nationalgeschichte und gehört daher zu den Kernthemen im Geschichtsunterricht. Obwohl die Revolution im Sommer 1849 niedergeschlagen wurde, wirkten ihre Ideen – ein deutscher Nationalstaat und Grundrechte – langfristig fort und mündeten 1871 in die Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland übernahm zahlreiche Artikel der im Jahr 1849 verabschiedeten Paulskirchenverfassung, die insofern das Fundament für die Entwicklung zur parlamentarischen Demokratie legte.
Die Revolution 1848/49 wurde im letzten Jahrhundert in der Geschichtskultur der beiden deutschen Teilstaaten BRD und DDR unterschiedlich bewertet und war Teil der politischen Identitätsbildung. Während die BRD die freiheitlich-demokratischen Werte auf die Errungenschaften der 48er-Revolution zurückführte, rückte in der DDR der Kampf für die soziale Gleichheit in den Fokus. Seit der deutschen Wiedervereinigung 1989/90 ist die Revolution 1848/49 weiterhin Gegenstand von kontroversen Debatten in der Geschichtswissenschaft.
Historiker sind sich allgemein darüber einig, dass die Revolution 1848/49 mit ihren ursprünglichen Zielen scheiterte. Die deutsche Frage wurde durch Preußens Militärmacht infolge der Einigungskriege in den 1860er Jahren entschieden und mündete in die “Reichsgründung von oben” . Die gegenwärtige freiheitlich-demokratische Grundordnung in der Bundesrepublik Deutschland zeigt aber, dass die Ideen und Ziele der Revolution 1848/49 langfristig relevant blieben und die Grundlage der heutigen Alltags- und Lebenswelt bilden.
Die zum Thema formulierte Problemfrage “1848/49 – eine gescheiterte Revolution?” eröffnet daher eine kognitive Dissonanz und verleitet die Schülerinnen und Schüler zum forschend-entdeckenden Lernen, um das Problem lösen können. Dafür bieten sich für eine Erarbeitungsphase zwei kontroverse Historikertexte an, durch die sie die Perspektive aus der heutigen wissenschaftsorientierten Forschung einnehmen. Infolge eines Vergleichs beider Darstellungstexte erkennen die Lernenden, dass historische Problemfragen von Historikern kontrovers diskutiert und beurteilt werden. Auf Grundlage dessen können sie in der Reflexionsphase – mit Rückbezug auf bereits erlerntes Wissen und einen Gegenwartsbezug – ein begründetes Sach- und Werturteil zur Problemfrage anbahnen, inwiefern die Revolution 1848/49 als gescheitert bezeichnet werden kann.