Die Gesellschaft im Alten Ägypten wird in der Regel als Pyramide dargestellt – sie bestand aus mehreren Klassen: Ganz oben stand der Pharao. Direkt unter ihm folgte der Wesir – als höchster Beamter und Stellvertreter des Pharaos. Zur nächsten Gesellschaftsschicht gehörten das Beamtentum und die Priesterschaft. Die Mittelschicht wurde von Handwerkern und Händlern verkörpert. Sehr weit unten in der Gesellschaft waren die Bauern, die ca. 98% der ägyptischen Bevölkerung ausmachten. Am untersten Rand der Gesellschaftspyramide standen die Sklaven. Im Vergleich zum alten Griechenland und Rom waren die Frauen im Alten Ägypten den Männern gleichgestellt und konnten selbstständig Berufe ausüben.
Pharao – die Spitze des ägyptischen Staates
Der Pharao verkörperte die Spitze des ägyptischen Staates. Er war alleiniger Herrscher und verstand sich als “Gottkönig“. Seine Hauptaufgabe bestand darin, für das Wohl und den Frieden der ägyptischen Bevölkerung zu sorgen. Der Pharao bestimmte über die Gesetze, war oberster Richter und Befehlshaber über das Militär. Darüber hinaus übernahm er auch religiöse Aufgaben: Er “vermittelte” zwischen den Göttern und den Menschen. So führte er regelmäßig religiöse Zeremonien und Rituale durch. Da sich der Pharao nicht um alle Aufgaben alleine kümmern konnte, stand ihm ein Beamtentum zur Seite – der höchste unter diesen Beamten war der Wesir.1
Beamte, Schreiber und der Wesir
Der Pharao verfügte über ein Beamtentum, das ihn bei der Ausführung seiner Befehle unterstützte. Beamte beschäftigten sich – nach der jährlichen Überschwemmung innerhalb eines “Niljahrs” – mit der Vermessung und Verteilung der Felder an die Bauern. Außerdem kontrollierten sie die Steuereinnahmen – bei den Bauern handelte es sich hierbei um eine bestimmte Menge an Getreide. Das Beamtentum bestand meistens aus Verwandten des Pharaos. Neben den Beamten gab es die sogenannten “Schreiber“. Der hochrangigste Beamte wurde “Wesir” genannt. Er war der Stellvertreter des Pharaos und führte den Vorsitz über die Verwaltung des ägyptischen Staates. Darüber hinaus führte er die Verwaltung für den Bau öffentlicher Gebäude und Pyramiden, verantwortete die Versorgung mit Nahrungsmitteln und leitete stellvertretend den Gerichtshof als oberster Richter. Das Amt eines Beamten wurde in der Regeln vom Vater an den Sohn weitervererbt.2
Priester
Eine ebenfalls wichtige Bedeutung in der ägyptischen Gesellschaft nahmen die Priester ein. Die Religion im Alten Ägypten war “polytheistisch” – man glaubte also an mehrere Götter. Für diese errichteten die Menschen viele Tempel. Priester waren zuständig für die Verehrung der jeweiligen Götter in den Tempeln und führten für den Pharao religiöse Zeremonien durch. Neben den Beamten gehörten die Priester zur lese- und schreibfähigen Gesellschaftsschicht. Das Amt eines Priesters konnte vom Vater an den Sohn weitervererbt werden.
Handwerker und Händler
Zur Mittelschicht der ägyptischen Gesellschaft gehörten Handwerker und Händler. Typische Handwerksberufe waren Tischler, Maler, Goldschmied, Steinmetz, Töpfer oder Bäcker. Die Gesellschaftsschicht der Handwerker war grundlegend für den Bau von Pyramiden und Tempeln, indem sie Steine zubereitete und den Nilschlamm zu Lehm für Bausteine weiterverarbeitete. Händler transportierten Waren zwischen den verschiedenen ägyptischen Städten und hatten somit eine große wirtschaftliche Bedeutung. Ein sozialer Aufstieg in die Klasse der Beamten oder Priester war allerdings sehr selten.
Bauern
Sehr weit unten in der Gesellschaft standen die Bauern, die ca. 98% der ägyptischen Bevölkerung ausmachten. Sie verfügten über nur wenige Rechte und mussten jährlich – nach der regelmäßigen Überschwemmung des Nils – ihr Land neu bestellen. Neben dem Ackerbau kümmerten sich Bauern – meist mit der gesamten Familie – auch um die Viehzucht. Einen bestimmten Betrag ihrer Ernte mussten sie – als Steuer – an den Pharao abgeben. Für die Nahrungsversorgung der Bevölkerung hatten die Bauern trotz ihrer niedrigen Stellung eine sehr wichtige Bedeutung. Die Abgabe der Steuern gestaltete sich für sie jedes Jahr anders. Die Höhe der Abgaben hing unter anderem von der Größe des Landes, der Stärke der Nilschwemme und der Dürreperiode ab. Sofern der Ackerbau infolge einer übermäßigen Überschwemmung nicht möglich war, konnten Bauern vom Pharao für andere Arbeiten – beispielsweise dem Pyramidenbau – einberufen werden.
Sklaven
Noch weniger Rechte als die Bauern hatten die Sklaven. Sie galten als “unfrei” und standen am unteren Rand der Gesellschaftspyramide. Es handelte sich bei den Sklaven meistens um Kriegsgefangene, die infolge von Kriegserfolgen in Gefangenschaft gerieten und dann zum Besitz des Pharaos gehörten. Sklaven wurden oft als Zwangsarbeiter eingesetzt oder für den Handel weiterverkauft. Neben den Kriegsgefangenen konnten aber auch die einheimischen Ägypter zu Sklaven werden, wenn sie hoch verschuldet waren oder vor dem Gericht eine Strafe für ein Verbrechen erhielten.3
Die Rolle von Frauen im Alten Ägypten
In der Gesellschaft des Alten Ägypten war die Frau neben dem Mann eine gleichberechtigte Person. Sie stand nicht unter der Vormundschaft ihres Ehemannes und konnten sich selbst vor dem Gesetz vertreten. Das ist ein bedeutender Unterschied im Vergleich zu den späteren Hochkulturen der Griechen oder Römer. Darüber hinaus konnten Frauen auch Zugang zu höherer Bildung erhalten, eigene Berufe ausüben und sogar Priesterinnen werden. Meist war dies allerdings nur möglich, wenn sie zu einer wohlhabenden Familie gehörte. In der Gesellschaftsschicht der Bauern arbeiteten Frauen als Bäuerinnen auf dem Feld. In Handwerksberufen arbeiteten Frauen meistens in der Textilherstellung oder kümmerten sich um die Herstellung von Schmuck.4
