Alleinvertretungsanspruch

Nach der Teilung in BRD und DDR 1949 war es auf dem Boden des ehemaligen Deutschen Reichs zur Gründung zweier Teilstaaten gekommen. Die BRD grenzte sich jedoch stark vom Osten ab und erhob über die DDR den Alleinvertretungsanspruch, durch den sie die internationale Vertretung für “Gesamtdeutschland” bekräftigte. Diese Politik änderte sich erst mit der sozialliberalen Koalition und der Neuen Ostpolitik ab 1969.

Ursachen

Den Beginn des Alleinvertretungsanspruchs markiert das Jahr 1954, als die Sowjetunion die DDR offiziell zu einem souveränen Staat erklärte. Die Bundesregierung unter Kanzler Adenauer erkannte die DDR jedoch nicht als völkerrechtlichen Staat an. Gründe dafür waren das SED-Einparteiensystem, unfreie Wahlen, die Zwangsvereinigung von SPD und KPD sowie der Volksaufstand am 17. Juni 1953. Adenauer grenzte sich daher vom Osten ab und betrieb mit der Westintegration Politik im Sinne der westlichen Staatengemeinschaft. Die BRD trat demzufolge der NATO bei und erhielt ein Jahr später ihre Souveränität zurück.1 Hier geht es zu den politischen Systemunterschieden zwischen BRD und DDR.

Alleinvertretungsanspruch

Der Alleinvertretungsanspruch der Bundesregierung wurde voll und ganz von den Westmächten akzeptiert. Die BRD behielt sich dabei vor, Deutschland international als Ganzes zu vertreten und die DDR nicht als völkerrechtlichen Staat zu akzeptieren. Die politischen Beziehungen zwischen Ost und West kühlten sich dadurch weiterhin ab. Die BRD verabschiedete zudem die Hallstein-Doktrin, mit der sie solchen Staaten den Abbruch diplomatischer Beziehungen androhte, die die DDR als völkerrechtlichen Staat anerkennen würden. Auf diese Weise gelang es ihr, die DDR in ihren ersten Jahren international zu isolieren.2

Folgen

Durch den Alleinvertretungsanspruch war die Idee einer deutschen Wiedervereinigung in weite Ferne gerückt. Die BRD band sich durch die Westintegration eng an die westliche Staatengemeinschaft und grenzte sich stark von der DDR ab. Beide Teilstaaten waren seitdem fest in zwei entgegengesetzten Machtblöcken, als Symbol des Kalten Kriegs, vertreten. Die Abgrenzungspolitik gegenüber der DDR änderte die BRD erst 1969, als die sozialliberale Koalition die neue Bundesregierung stellte. Der Alleinvertretungsanspruch wurde durch die “Neue Ostpolitik” ersetzt, die in den 1970er Jahren die Entspannungspolitik einleitete und die Deutsche Frage erneut in den Mittelpunkt stellte. Erst dann kam es wieder zu einer Annäherung zwischen Ost und West.3

Übersichtsbild: Die Fahnen der Bundesrepublik und der DDR vor dem UNO-Hauptquartier in New York City (1973), Autor/Lizenz: Bundesarchiv, Bild 183-M0925-406 / Joachim Spremberg / CC-BY-SA 3.0

Bild 1: Karte der innerdeutschen Grenze 1949-1990, Autor: Alexrk2, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Bild 2: Walter Hallstein 1969 während der Verleihung des Robert-Schuman-Preises, Autor/Lizenz: Bundesarchiv, B 145 Bild-F028459-0019 / Detlef Gräfingholt / CC-BY-SA 3.0

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 31.08.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 13.03.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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