Die Stalin-Noten vom März/April 1952 waren ein Angebot des sowjetischen Staatschefs Stalin zur Wiedervereinigung eines neutralen Deutschlands. Bundeskanzler Konrad Adenauer und die Westmächte lehnten dessen Vorschlag jedoch ab, da sie ihn als Täuschungsmanöver betrachteten. Nachdem Stalins Angebot abgelehnt wurde, war der ultimative Versuch zur Überwindung der deutschen Teilung gescheitert.
Vorgeschichte
Seit der Potsdamer Konferenz 1945 hatten sich die Westmächte und Sowjetunion in ihrer Deutschlandpolitik immer mehr entfremdet. Der Kalte Krieg stand in seinen Startlöchern. Die USA, Großbritannien und Frankreich vereinigten ihre Besatzungszonen zur Trizone und setzten dort 1948 eine Währungsreform um. Nach der Einführung des Marshallplans im Westen hatte sich Deutschland praktisch bereits in zwei Wirtschaftsgebiete gespalten. Infolge der Londoner Sechsmächtekonferenz wurde in der Trizone die Neugründung eines westdeutschen Staates vorbereitet. Während dort freie Wahlen und ein pluralistisches Mehrparteiensystem eingeführt wurde, kam es in der sowjetischen Besatzungszone nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED zum Aufbau eines sozialistischen Einparteiensystems. 1949 folgte die deutsche Teilung in BRD und DDR. Bundeskanzler Adenauer orientierte die BRD durch seine Westintegration folglich eng an die westliche Staatengemeinschaft und grenzte sich vom Osten ab.1
Stalin-Noten
Die westdeutsche Bundesregierung lehnte jegliche Gespräche mit der DDR-Führung ab, da sie diese nicht als völkerrechtlichen Staat anerkennen wollte. Nach einem Vorschlag der SED richtete sich die sowjetische Führung mit den sogenannten Stalin-Noten an die Westmächte, um eine Lösung bezüglich der Deutschen Frage zu finden. Diese wurden am 10. März 1952 von Andrei Gromyko überreicht. Sie beinhalteten Vorschläge für einen gemeinsamen Friedensvertrag, die deutsche Wiedervereinigung unter neutralen Vorzeichen, Abziehung alliierter Streitkräfte sowie Einführung demokratischer Rechte. Die Westmächte reagierten darauf, indem sie freie Wahlen und die Eingliederung Deutschlands in ein defensives Militärbündnis forderten. Konrad Adenauer lehnte die Stalin-Noten schließlich ab und befürwortete weiterhin die Westintegration. Diese sollte die BRD zu einem wirtschaftlich starken Staat machen, sodass sie auf den Osten wie ein Magnet wirke, um somit eine deutsche Wiedervereinigung zu ermöglichen.2
Folgen
Adenauer und die Westmächte betrachteten die Stalin-Noten eher als Täuschungsmanöver, da sie befürchteten, dass die Sowjetunion den Sozialismus schrittweise über Gesamtdeutschland ausbreiten könne. Sie lehnten die Kollektivierung und das sozialistische Einparteiensystem der SED in der DDR kategorisch ab. Infolgedessen kam es zur endgültigen Teilung Deutschlands und Europas in zwei Machtblöcke. Adenauers Westintegration zementierte demzufolge zwar die deutsche Teilung, schuf aber auch die Grundlage für das “Wirtschaftswunder” in den 1950er Jahren.3