Die blutige Niederschlagung des Herero-Aufstandes durch die deutsche Kolonialmacht 1904 gilt als erster Völkermord im 20. Jahrhundert. Einen großen Anteil daran hatte Generalleutnant Lothar von Trotha, der die Herero in die Omaheke-Wüste trieb und dadurch ausweglos verhungern und verdursten ließ.
Vorgeschichte
Im Jahr 1884 wurde im heutigen Land Namibia vom Deutschen Kaiserreich ein koloniales “Schutzgebiet” errichtet. In dieses Gebiet wanderten in den folgenden Jahren tausende deutsche Siedler ein. Die Herero stellten bis dahin die größte Bevölkerungsgruppe. Sie mussten jedoch ihre Tätigkeit als nomadische Viehzüchter aufgrund von Dürren aufgeben, verkauften ihre Landgüter und wurden zu abhängigen Lohnarbeitern der “weißen” Siedler. Die Herero erlebten in den Folgejahren eine zunehmende “Rassentrennung” von den Deutschen und mussten in abgelegene Orte umsiedeln.1
Der Herero-Aufstand
Im Januar 1904 erhoben sich die Herero gegen die Unterdrückung der deutschen Kolonialmacht. Es kam zu einigen Angriffen auf deutsche Farmen und Militäreinrichtungen. Über 100 Menschen verloren ihr Leben. Da Gouverneur Theodor Leutwein dem Aufstand nicht gewachsen war, wurde im Mai 1904 Generalleutnant Lothar von Trotha in die Kolonie berufen. Unterstützt wurde dieser von zusätzlich 14.000 deutschen Soldaten. Im August 1904 errang die deutsche Armee bei der Schlacht am Waterberg einen Sieg über die Herero. Sie wurden umzingelt und flüchteten in die Omaheke-Wüste. Im Oktober ließ Lothar von Trotha einen Vernichtungsbefehl verlauten, durch den die Herero in der Wüste verdursten und verhungern sollten.2
Folgen
Durch die Einkesselung in der Omaheke-Wüste verlor ein Großteil des Herero-Stammes sein Leben. Auch die Nama wurden zum Opfer der deutschen Vernichtungspolitik. Lothar von Trotha wurde aufgrund seines brutalen Vorgehens von seinem Amt abberufen. In den Folgejahren wurden die überlebenden Herero in Konzentrationslager geschickt und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Die Unterdrückung der Herero endete erst im Ersten Weltkrieg 1915, als südafrikanische Truppen mithilfe Großbritanniens die deutsche Kolonialherrschaft in Deutsch-Südwestafrika beendeten. Nach langem Zögern erkannte das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2015 die Niederschlagung des Herero-Aufstandes offiziell als “Völkermord” an.3