Der Schlieffen-Plan war ein strategischer Plan des Generalstabs (später Oberste Heeresleitung) im Vorfeld des Ersten Weltkrieges. Dieser sollte das Deutsche Reich für einen Zweifrontenkrieg der Triple Entente wappnen. Der Plan beinhaltete, dass die deutschen Truppen schnelle militärische Erfolge an der Westfront erzielen, um daraufhin mehr Soldaten im Osten gegen Russland stellen zu können. Da die Westoffensive aber schon früh scheiterte, war der Krieg für das Deutsche Reich bereits im Herbst 1914 nicht mehr zu gewinnen.
Vorgeschichte
Unter Reichskanzler Bismarck hatte das Deutsche Reich stets ein absicherndes Bündnissystem installiert, dass eine Annäherung zwischen Frankreich, Großbritannien und Russland verhindern sollte. Das änderte sich 1890, als Bismarck von Kaiser Wilhelm II. entlassen wurde und Nachfolger Caprivi den Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht verlängerte. Im Anschluss daran schlossen sich Russland und Frankreich 1894 in einer geheimen Militärkonvention zusammen. Nachdem Wilhelm II. mit seiner Flottenbaupolitik auch in Konflikt mit Großbritannien gekommen war, verbündeten diese sich 1904 mit Frankreich zur Entente cordiale. 1907 schloss sich diesem Bündnis Russland zur Triple Entente an. Damit war ein Szenario entstanden, das Otto von Bismarck immer verhindern wollte: ein androhender Zweifrontenkrieg gegen das Deutsche Reich.1
Der Schlieffen-Plan
Der operative Plan geht auf eine Denkschrift von Alfred Graf von Schlieffen zurück. Er plante im Falle des Kriegsausbruchs eine schnelle Westoffensive gegen Frankreich, um daraufhin mehr Truppen gegen Russland mobilisieren zu können. Damit sollte verhindert werden, dass das Deutsche Reich zwei Feldzüge an beiden Fronten gleichzeitig durchführen müsste. Schlieffen beabsichtigte für die Westoffensive einen Durchmarsch über das neutrale Belgien und hoffte darauf, dass sich die Briten nicht militärisch einschalten würden. Mit dem Einmarsch in Belgien sollten die französischen Festungen umgangen werden. Nachdem Schlieffen 1905 von seinem Amt als Generalstabschefs zurücktrat, überarbeitete Nachfolger von Moltke dessen Pläne.2
Folgen
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Juli 1914 konnte der Schlieffen-Plan nicht die erhofften Erfolge erbringen. In der Schlacht an der Marne wurden die deutschen Truppen zurückgeworfen. Die Triple Entente gewann somit genug Zeit, um an der Westfront ein militärisches Gegengewicht herzustellen. Da das Deutsche Reich nun zwei parallele Feldzüge an beiden Fronten zu bewältigen hatte, war der Schlieffen-Plan schon im Herbst 1914 gescheitert. Der Erste Weltkrieg entwickelte sich folglich zu einem Stellungskrieg. Mit dem Kriegseintritt der USA 1917 kam es schließlich zur entscheidenden Wende. Im November 1918 ging der Untergang des Deutschen Kaiserreichs mit der Kriegsniederlage einher.3
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