Uneingeschränkter U-Boot-Krieg

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts modernisierte deutsche Kriegsflotte erwies sich im Ersten Weltkrieg als Fehlinvestition. Die Schiffe blieben aus Furcht vor der übermächtigen britischen Flotte in ihren Häfen und kamen nicht zum Einsatz. Als die Briten aber die Nachschubwege im Atlantik nach Deutschland durch eine Seeblockade abschnitten, setzte die deutsche Seekriegsleitung auf U-Boote. Diese sollten die Blockade brechen und die Briten in die Defensive zwingen. Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg führte schließlich 1917 zum Eintritt der USA in den Weltkrieg und leitete damit eine Wende ein.

Die deutsche Kriegsflotte

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Kaiser Wilhelm II. die deutsche Kriegsflotte durch die Flottengesetze zur zweitstärksten Flotte der Welt modernisiert. Die mächtigste Flotte stellten weiterhin die Briten. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 kam die ausgebaute Kriegsflotte allerdings nicht zum Einsatz. Die deutsche Seekriegsleitung fürchtete vor der Überlegenheit der britischen Flotte. Auch die Briten verhielten sich diesbezüglich defensiv. Sie blockierten allerdings die atlantischen Nachschubwege von Rohstoffen und Lebensmitteln, die von Skandinavien nach Deutschland importiert wurden. Um diese Seeblockade zu durchbrechen, setzte die deutsche Seekriegsleitung nun auf den Einsatz von U-Booten.1

Der U-Boot-Krieg

Obwohl die Entwicklung der deutschen U-Boote 1914 noch nicht weit fortgeschritten war, erbrachten diese erste Erfolge. Die Angriffe der deutschen U-Boote nahmen im weiteren Kriegsverlauf allerdings einen radikalen Charakter an, der gegen das internationale Völkerrecht verstieß. Ein verheerender Zwischenfall ereignete sich am 7. Mai 1915, als das britische Handels- und Passagierschiff “Lusitania” mit 1200 Personen an Bord vom deutschen U-Boot U20 vernichtet wurde. Dieser Angriff erregte große Empörung in der Öffentlichkeit, da U-Boote nach Vorschrift des Völkerrechts in der Nähe von Handelsschiffen auftauschten mussten. Die deutschen U-Boote schossen aber bedingungslos aus der Tiefe und provozierten damit die Briten. Diese reagierten darauf, indem sie ihre Handelsschiffe mit verdeckten Geschossen bewaffneten und mit Flaggen der USA ausstatteten. Dadurch nahm der Seekrieg einen undurchschaubaren und grausamen Charakter an.2

Uneingeschränkter U-Boot-Krieg

Der U-Boot-Krieg entwickelte sich im Verlauf des Weltkriegs immer radikaler. Die deutsche Seekriegsflotte plädierte nun für einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg, in dem gegnerische Schiffe jeglicher Art ohne Vorwarnung beschossen werden sollten. Nach einer kurzzeitigen Unterbrechung nach dem Angriff auf die “Lusitania” erhöhten sich im Jahr die Angriffe und Versenkungen britischer Flotten 1917 deutlich. Dass die Kapazitäten der deutschen Seekriegsflotte allerdings begrenzt waren, zeigte sich vor allem mit dem Kriegseintritt der USA. Diese schalteten sich aufgrund der aggressiven deutschen Seekriegsführung militärisch ein. Unter anderem waren auf den versenkten Handelsschiffen auch amerikanische Staatsbürger umgekommen. Am 6. April 1917 kam es folglich zur Kriegserklärung an das Deutsche Reich [Quelle]. Damit setzte allmählich das Ende des Ersten Weltkriegs ein.3

Folgen

Der Kriegseintritt der USA im Jahr 1917 leitete das Ende des Ersten Weltkriegs ein. Die begrenzten Möglichkeiten der deutschen Kriegsflotte konnten den Transport amerikanischer Militärs und Nachschübe nach Großbritannien nicht aufhalten. Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg hatte damit zur Folge, dass sich die Amerikaner in den Weltkrieg einschalteten und damit zur Supermacht aufstiegen. Neben der Russischen Revolution zählt dieses Ereignis daher zum sogenannten Epochenjahr 1917. Der Erste Weltkrieg endete schließlich im Herbst 1918, als das Deutsche Kaiserreich durch die Novemberrevolution gestürzt wurde.4

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Bild 1: RMS Lusitania (1907), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: U-Bootkrieg, britisches Schiff “Maplewood” (1917), Autor/Lizenz: Bundesarchiv, Bild 102-00159 / CC-BY-SA 3.0

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 29.06.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 22.02.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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