Der INF-Vertrag vom 8. Dezember 1987 leitete den Beginn der atomaren Abrüstung in der Endphase des Kalten Krieges ein. Dadurch wurde die Vernichtung von Mittel- und Kurzstreckenraketen sowie deren Produktionsverbot zwischen den USA und der Sowjetunion beschlossen. Der Vertrag trat schließlich am 1. Juni 1988 in Kraft.
Vorgeschichte
Nach dem Ende der Entspannungsphase kam es in den späten 1970er Jahren zu einem neuen atomaren Wettrüsten im Kalten Krieg. Auf die Modernisierung der sowjetischen Mittelstreckenraketen reagierten die USA am 12. Dezember 1979 mit dem NATO-Doppelbeschluss. Dieser legitimierte die Aufstellung von neuen Raketen und Marschflugkörpern in Westeuropa. Der Ost/West-Konflikt wurde zudem durch den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan belastet [Afghanistankrieg]. Dennoch verhandelten die USA und Sowjetunion auf der Genfer Abrüstungskonferenz zwischen 1980 und 1982 über eine mögliche Begrenzung und Abrüstung von Atomwaffen. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten endete diese jedoch ergebnislos. Zu neuen Gesprächen kam es erst im März 1985, als Michail Gorbatschow neuer sowjetischer Staatschef wurde.1
INF-Vertrag
Nach zwei erfolgreichen Verhandlungen in Genf 1985 und Reykjavìk 1986 näherten sich die USA und Sowjetunion bezüglich ihrer Abrüstungspolitik wieder an. Eine der Ursachen für die Wende war die Stagnation der sowjetischen Wirtschaft, die durch den Afghanistankrieg und das Wettrüsten entstanden war. In der Sowjetunion kam es mit Perestroika und Glasnost zu einem politischen Kurswechsel. Gorbatschow erklärte sich dazu bereit, Mittelstreckenraketen ab einer Reichweite von 500 km abzuziehen, während US-Präsident Ronald Reagan dem Stopp der weiteren Entwicklung der SDI zustimmte. Demzufolge unterzeichneten beide Staatschefs am 8. Dezember 1987 den INF-Vertrag. Die USA und Sowjetunion verpflichteten sich dazu, Mittel- und Kurzstreckenraketen innerhalb von drei Jahren abzubauen und keine weiteren zu produzieren.2
Folgen
Der INF-Vertrag trat am 1. Juni 1988 in Kraft und leitete das Ende des Kalten Krieges ein. Mit der atomaren Abrüstung ging der langsame Zerfall des Ostblocks und Warschauer Pakts einher. Durch Gorbatschows politischen Kurswechsel lösten sich 1989 Polen und Ungarn aus ihrer Abhängigkeit von der Sowjetunion. Das Wettrüsten mit den USA und der Afghanistankrieg hatte die sowjetische Wirtschaft stark beeinträchtigt. Der Zerfall der Sowjetunion 1991 markierte das Ende des Ost/West-Konflikts und der bipolaren Welt. Im Februar 2019 wurde der INF-Vertrag – als Folge der Ukraine-Krise [auch Krim-Krise] und der angespannten Ost/West-Beziehungen aufgrund der NATO-Osterweiterung – durch die USA aufgekündigt.3