Stellvertreterkriege waren charakteristisch für die Zeit des Kalten Krieges. Die um die Vorherrschaft konkurrierenden Supermächte USA und Sowjetunion mischten sich in Bürgerkriege von Drittstaaten ein, um den Einfluss der jeweiligen Gegenpartei zurückzudrängen. Zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung kam es dabei jedoch nie.
Begriff
In den Stellvertreterkriegen griffen die USA und Sowjetunion stellvertretend für die ihnen loyal gesinnten Parteien ein. Dies war für beide Supermächte aus geostrategischen Gründen wichtig, da jeder Bürgerkrieg eine Machtverschiebung zur Folge haben konnte. Die USA und Sowjetunion standen sich mit unvereinbaren Staatssystemen gegenüber und wollten den weltpolitischen Einfluss des Gegners in der Welt so weit wie möglich zurückdrängen. Auf diese Weise kam 1949 die deutsche Teilung in BRD und DDR zustande, die eine Folge der politischen Meinungsverschiedenheiten gewesen war.1
Stellvertreterkriege
Den ersten Stellvertreterkrieg im Zeichen der bipolaren Welt markiert der Koreakrieg von 1950 bis 1953. Korea war zuvor entlang des 38. Breitengrades in einen kommunistischen Norden und einen von USA geprägten demokratischen Süden geteilt worden. Als die Nordkoreaner 1950 die Grenze zum Süden überschritten, schalteten sich die USA ein und unterstützten den Süden. Die Sowjetunion hingegen lieferte Nordkorea Waffen. Der Krieg endete 1953 und festigte die Teilung Koreas. 1964 intervenierten USA und Sowjetunion im Vietnamkrieg. Die Sowjetunion stattete das kommunistische Nordvietnam mit Waffen aus, während die USA für die Südvietnamesen eigene Truppen einsetzte. Der Konflikt endete 1973 mit dem erfolglosen Abzug der US-Truppen und der Eroberung Südvietnams durch die Kommunisten. 1979 kam es in Afghanistan zum letzten Stellvertreterkrieg. Die Sowjetunion marschierte dort ein, um die kommunistische Regierung zu festigen. Die USA und andere Länder unterstützten die Mudschaheddin mit Waffenlieferungen. 1989 mussten sich die sowjetischen Truppen aus Afghanistan zurückziehen. Aufgrund finanzieller Not kam es 1991 zum Zerfall der Sowjetunion.2
Weitere Krisenherde
Neben den Stellvertreterkriegen in Korea, Vietnam und Afghanistan gab es einige weitere Krisenherde, die die Ära des Kalten Krieges prägten. Dazu gehörte die Berlin-Krise 1958, als der sowjetische Staatschef Chruschtschow den Westmächten ein Ultimatum stellte und ganz Berlin der Kontrolle der DDR überlassen wollte. Diese Drohung blieb jedoch ohne Konsequenzen. Der Höhepunkt des Kalten Krieges ereignete sich 1962 in der Kuba-Krise. Die Sowjetunion hatte auf der Insel Kuba Mittelstreckenraketen stationiert, die sich direkt auf die Vereinigten Staaten richteten. Die USA forderten ultimativ den Stopp der sowjetischen Waffenlieferungen und errichteten eine Seeblockade. Nach diplomatischen Übereinkünften zwischen Kennedy und Chruschtschow wurde die Krise wenig später beigelegt.3