Make-up im Mittelalter: Warum Schminke lange Zeit als Teufelswerk galt

Die Geschichte der Kosmetik reicht weit in die Vergangenheit, aber besonders faszinierend ist die mittelalterliche Einstellung zur Schminke. Die Verwendung von Make-up wurde damals oft als unheilvoll betrachtet, und es gibt viele Gründe, warum dies der Fall war.

Die mittelalterliche Einstellung zur Schminke

Im Mittelalter war die Haltung gegenüber Schminke stark von religiösen und sozialen Normen geprägt. Die Kirche spielte eine zentrale Rolle im täglichen Leben und hatte großen Einfluss auf die Wahrnehmung von Kosmetik. Schminke wurde oft als sündhaft und als eine Art des Betrugs betrachtet. Der Einsatz von Make-up galt als Versuch, Gottes Schöpfung zu verfälschen und sich selbst in einer Weise darzustellen, die nicht der “wahren” Natur entsprach. Diese Sichtweise führte dazu, dass Make-up oft mit dem Teufel in Verbindung gebracht wurde.

Schminke wurde als Werkzeug der Täuschung angesehen, das besonders von Frauen genutzt wurde, um Männer zu verführen. In einer Zeit, in der die Tugendhaftigkeit und der Glaube an Gottes Willen das Maß aller Dinge waren, galt jede Veränderung des natürlichen Aussehens als Affront gegen die göttliche Ordnung. Diese religiöse Einstellung führte dazu, dass Frauen, die sich schminkten, als sündhaft und moralisch verwerflich angesehen wurden. Das Mittelalter kannte keine modernen Kosmetiktaschen, aber die wenigen, die Kosmetik besaßen, versteckten diese oft aus Angst vor Verurteilung.

Neben der religiösen Ablehnung gab es auch praktische Gründe, warum Schminke verpönt war. Die damals verwendeten Inhaltsstoffe waren oft schädlich. Bleicarbonat, Quecksilber und andere giftige Substanzen wurden verwendet, um die Haut aufzuhellen oder Lippen und Wangen zu färben. Dies führte nicht nur zu gesundheitlichen Problemen, sondern verstärkte auch die Vorstellung, dass Schminke unnatürlich und gefährlich sei. Eine Frau, die regelmäßig Make-up verwendete, setzte sich der Gefahr von Vergiftungen und gesundheitlichen Schäden aus, was zusätzlich zur Ablehnung der Kosmetik beitrug.

Kosmetische Techniken und ihre verborgene Anwendung

Trotz der negativen Haltung gegenüber Schminke gab es Menschen, die sich heimlich schminkten. Besonders im Adel war es üblich, das Gesicht aufzuhellen, um einen blassen Teint zu erreichen. Blasse Haut war ein Symbol für Reichtum und hohen sozialen Status, da sie darauf hindeutete, dass man nicht draußen arbeiten musste. Diese Art von Make-up wurde jedoch oft im Verborgenen aufgetragen, um nicht den Zorn der Kirche oder der Gesellschaft auf sich zu ziehen.

Eine weitere Form von Make-up im Mittelalter war das Färben der Lippen und Wangen. Dafür wurden Pflanzenfarbstoffe verwendet, die weniger auffällig waren als die giftigen Substanzen der damaligen Zeit. Auch diese kosmetischen Techniken wurden eher hinter verschlossenen Türen angewendet, und die Kosmetiktasche, die solche Utensilien enthielt, wurde sorgfältig versteckt. Frauen, die sich schminkten, taten dies oft, um ihre Jugend und Schönheit zu bewahren, was besonders im sozialen Kontext des Adels von Bedeutung war.

Interessanterweise gab es einige Techniken, die heute noch angewendet werden, wenn auch in stark veränderter Form. Zum Beispiel war das Entfernen der Augenbrauen oder das Färben der Haare eine Praxis, die im Mittelalter aufkam, um das Gesicht in einer bestimmten Weise zu betonen. Auch wenn dies nicht im gleichen Maße wie moderne Kosmetikanwendungen verbreitet war, zeigt es doch, dass der Wunsch, das Aussehen zu verändern, tief in der menschlichen Natur verankert ist.

Die Kosmetiktasche einer adeligen Dame im Mittelalter bestand in der Regel aus einigen wenigen Gegenständen, die sich von den heutigen Produkten stark unterschieden. Dennoch zeigen uns diese wenigen Utensilien, dass der Wunsch nach Schönheit und Anpassung des äußeren Erscheinungsbildes trotz der religiösen und sozialen Ablehnung nicht verschwunden war.

Die sozialen Implikationen von Make-up im Mittelalter

Die Verwendung von Schminke war im Mittelalter auch eine Frage der sozialen Stellung. Während der einfache Bürger auf die Verwendung von Kosmetik verzichtete, war es im Adel durchaus verbreitet, sich den sozialen Status durch ein bestimmtes Aussehen zu sichern. Blasse Haut galt, wie bereits erwähnt, als Zeichen von Wohlstand. Wer es sich leisten konnte, nicht in der Sonne zu arbeiten, galt als wohlhabend und kultiviert. Daher waren kosmetische Anwendungen, die diesen Teint unterstützten, im Adel beliebt.

Die Kirche spielte jedoch auch hier eine zentrale Rolle. Sie prangerte die Verwendung von Kosmetik als sündhaft an und verband diese oft mit Hexerei. Frauen, die sich schminkten, wurden manchmal sogar der Hexerei beschuldigt, weil man glaubte, sie nutzten Make-up, um Männer zu verführen und ihre Sinne zu täuschen. Diese Anschuldigungen hatten oft fatale Folgen und führten dazu, dass viele Frauen auf die Verwendung von Kosmetik verzichteten, um nicht als Hexen verdächtigt zu werden.
Eine interessante Liste von Vorurteilen gegenüber der Verwendung von Make-up im Mittelalter umfasst:

  • Schminke als Zeichen der Eitelkeit und Sünde
  • Schminke als Werkzeug der Täuschung, insbesondere von Männern
  • Die Verbindung von Make-up mit Hexerei und teuflischen Praktiken
  • Die Gefahr gesundheitlicher Schäden durch giftige Inhaltsstoffe

 

Diese sozialen Implikationen zeigen, wie tief verwurzelt die Ablehnung von Kosmetik im Mittelalter war. Die Kosmetiktasche, die heutzutage als selbstverständlicher Teil des Alltags gilt, wäre damals ein starkes Symbol für Sünde und Verführung gewesen.

Inhaltsstoffe und ihre gesundheitlichen Auswirkungen

Ein weiterer Aspekt, der zur negativen Haltung gegenüber Schminke im Mittelalter beitrug, waren die Inhaltsstoffe, die verwendet wurden. Viele der damals gebräuchlichen Substanzen waren extrem gesundheitsschädlich. Bleicarbonat wurde beispielsweise verwendet, um die Haut aufzuhellen, führte aber oft zu schwerwiegenden Hautproblemen und Vergiftungen. Auch Quecksilber war ein häufiger Bestandteil von Kosmetika und hatte toxische Wirkungen, die nicht nur die Haut, sondern den gesamten Körper beeinträchtigten.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über einige der gängigen Inhaltsstoffe und ihre Auswirkungen:

Inhaltsstoff Anwendung Gesundheitliche Auswirkungen
Bleicarbonat Hautaufhellung Hautreizungen, Vergiftungen
Quecksilber Hautcremes, Haarfärbemittel Toxische Wirkungen, Nervenschäden
Schwefel Hautreinigung Hautreizungen, unangenehmer Geruch
Pflanzenfarbstoffe Lippen- und Wangenfärbung Allergische Reaktionen (seltener)

Diese Inhaltsstoffe waren nicht nur schädlich, sondern verstärkten auch die Assoziation von Schminke mit dem Teufel. Frauen, die solche Mittel verwendeten, setzten sich einem erheblichen Risiko aus, und die daraus resultierenden gesundheitlichen Probleme führten oft dazu, dass sie als “bestraft” für ihre Eitelkeit angesehen wurden. Das führte dazu, dass die Schminke selbst zu einem Symbol für die Gefahren der Eitelkeit und den Versuch, Gottes Schöpfung zu verändern, wurde.

Kosmetik im Alltag des Mittelalters

Trotz der weit verbreiteten Ablehnung gab es im Mittelalter dennoch Menschen, die Kosmetik verwendeten, wenn auch heimlich und nur in bestimmten sozialen Kreisen. Besonders bei Hochzeiten und wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen wurde Make-up eingesetzt, um das Aussehen zu verbessern. Es war eine Zeit, in der die äußere Erscheinung viel über den sozialen Status aussagte, und der Wunsch, schön auszusehen, bestand auch damals.

Die Kosmetiktasche, wie wir sie heute kennen, existierte zwar nicht in der gleichen Form, doch adlige Damen verfügten über eine Auswahl an Kosmetikprodukten, die sie sorgfältig aufbewahrten und nutzten. Dazu gehörten Cremes, die auf pflanzlicher Basis hergestellt wurden, sowie Puder, um das Gesicht aufzuhellen. Die Anwendungen dieser Kosmetika waren nicht alltäglich, sondern eher für besondere Anlässe reserviert. Besonders auf Hochzeiten oder anderen wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen wurde Make-up verwendet, um den Reichtum und den sozialen Status zu unterstreichen.

Interessanterweise zeigt dies, dass trotz der religiösen Ablehnung und der gesellschaftlichen Stigmatisierung der Wunsch nach Schönheit und äußerem Glanz nie ganz verschwunden war. Die Kosmetikprodukte, die in einer Art mittelalterlicher Kosmetiktasche aufbewahrt wurden, waren ein Symbol für das Streben nach Schönheit, das die menschliche Natur prägt, egal in welcher Epoche.

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Fabio Schwabe

Der Autor

Fabio Schwabe, Lehrer für die Fächer Geschichte, Latein und Sowi, ist das Gesicht hinter Geschichte kompakt. Mit seinen zahlreichen Artikeln hilft er jedes Jahr Schülern dabei, sich optimal auf das Abitur vorzubereiten.

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