Nach dem Untergang des Römischen Reiches und der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert entstand in West- und Mitteleuropa das Frankenreich. Die erste bedeutendste Dynastie dieses Reiches waren die Merowinger. Im Jahr 751 wurden diese von den Karolingern verdrängt. Als Hausmeier der Merowinger erlangte vor allem Pippin der Jüngere militärische Befehlsgewalt, wodurch er seinen Einfluss im fränkischen Reich erweitern konnte. Er wurde schließlich 751 zum neuen König der Franken proklamiert und begründete damit die Herrschaft der Karolinger. Dessen Sohn Karl der Große galt allgemein als Neubegründer des westeuropäischen Reiches, nachdem er sich im Jahr 800 vom Papst zum Kaiser krönen ließ.
Sachsenkriege
Karl der Große wurde 768 neuem König des Frankenreichs ausgerufen, musste sich seine Herrschaft aber zunächst mit Bruder Karlmann teilen. 771 war Karl schließlich alleiniger Herrscher und musste sein großes Reich zunächst an mehreren Fronten sichern. Im Süden unterstützte er Papst Hadrian I. gegen die Langobarden. Seine größten militärischen Anstrengungen unternahm er in den Sachsenkriegen. Karl schaffte es letztlich, Sachsen ins Reich einzugliedern und zu christianisieren. 788 beendete er zudem die Selbstständigkeit des Herzogtums Bayern und eroberte die restlichen Herrschaftsgebiete der Awaren. Südlich sicherte er erfolgreich die Grenzen gegenüber den Mauren ab, indem er Marken einrichtete.
Kaiserkrönung
Nach seinen militärischen Erfolgen reichte das Frankenreich von der Nordsee bis nach Mittelitalien. 799 bat auch Papst Leo III. Karl um Unterstützung, weil der stadtrömische Adel eine Opposition gegen ihn gebildet hatte. Karl leistete ihm militärische Unterstützung und begab sich ein Jahr später selbst nach Italien, da er vom Papst als Gegenleistung die römische Kaiserkrone verlangte. Am 25. Dezember 800 ließ sich Karl schließlich zum Kaiser proklamieren. Damit wurde die römische Herrschaft praktisch auf die Franken übertragen, was einer translatio imperii entsprach. Karl sah sich als Kaiser nun als Schirmherr des Christentums an. Dieses Ereignis schuf die Voraussetzung für den Anspruch der Fortführung des antiken Römischen Reiches, das nach der Vier-Reiche-Lehre das letzte war und daher nicht untergehen sollte. Im gesamten Mittelalter wurde das Verfahren der Kaiserkrönung durch den Papst zum Herrschaftssymbol. Auch bei Napoleons Kaiserkrönung 1804 wurde an dieses Ereignis angeknüpft, um sich in eine langjährige Tradition zu stellen.
Reformen
Nach der Festigung seines Reiches führte Karl auch innenpolitisch einige Reformen ein. In den verschiedenen Stämmen setzte er sogenannte Grafen ein, die dort als seine Stellvertreter regierten. Diese erhielten von Karl als Gegenleistung Grund und Boden. Neben diesen Grafen setzte Karl auch Vasallen ein, die ihm Kriegsdienst leisteten und ebenfalls entschädigt wurden. Es entwickelte sich das Lehnswesen. Des Weiteren setzte Karl auch Bildungsreformen in Klöstern durch, durch die Mönche Lesen und Schreiben lernten und dadurch die antiken Schriften abschreiben konnten.
Das Reich nach Karls Tod
Nachdem Karl der Große 814 gestorben war, wurde die Einheit des Frankenreichs allmählich auseinander gerissen. Der Vertrag von Verdun 843 sah schließlich die Aufteilung des Reichs als Erbgut unter Karls drei Enkeln vor. Unter ihnen erhielt Karl der Kahle den westlichen Teil, Ludwig der Deutsche übernahm den östlichen Teil. Den mittleren Teil des Reichsgebiet beanspruchte Lothar. Dieser Vertrag schuf die Grundlage für die spätere Entwicklung und Teilung in ein west- und ostfränkisches Reich. Im westfränkischen Reich etablierte sich später Frankreich, während sich der ostfränkische Teil zum Heiligen Römischen Reich verwandelte.