Eine Aufarbeitung der NS-Zeit und Vergangenheitspolitik fanden in der DDR nicht statt. Stattdessen erhob ihre Führungselite den Antifaschismus zur Staatsideologie und schob der BRD die Schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus zu. Exemplarisch dafür ist das ehemalige KZ Buchenwald. In einer Broschüre über die „Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald“ aus dem Jahr 1978 wird die Einweihung der Gedenkstätte in der DDR wie folgt beschrieben:
Am 14. September 1958 wurde die Nationale Mahn- und Gedenkstätte feierlich eingeweiht, ein Höhepunkt nicht nur in der neueren Geschichte des Ettersberges, sondern ein politischer Höhepunkt vor allem auch im Leben der Deutschen Demokratischen Republik. Namhafte Mitglieder der Partei- und Staatsführung waren anwesend, um zusammen mit mehr als 80.000 Männern, Frauen und Jugendlichen aus allen Teilen unseres sozialistischen Vaterlandes und mehr als 4.000 ausländischen Gästen der toten Helden des antifaschistischen Kampfes zu gedenken und die Lebenden zu mahnen, in der Erfüllung ihres „Schwurs von Buchenwald“ nie aufzuhören. Das Zentralorgan der sozialistischen Einheitspartei Deutschlands widmete dem Ereignis seinen Leitartikel „Hell kündigt die Glocke von Buchenwald davon“, hieß es, „dass in einem Teil Deutschlands das Vermächtnis der antifaschistischen Kämpfer bereits erfüllt ist. Hoch geehrt sind in der DDR die Helden des antifaschistischen Widerstandkampfes. Sie nehmen die höchsten Funktionen im Staat und in der Wirtschaft ein“ im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland, wo Tausende von ehemaligen Nazi- und Kriegsverbrechern einflussreiche Funktionen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft einnehmen und damit ideologisch auf die BRD wirken. […]
Auszüge zitiert nach: Ingrid und Dr. Lothar Burghoff, Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald, Berlin/Leipzig 1978, S. 42f.