Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 sorgte für eine territoriale Umwälzung im deutschsprachigen Raum. Die über 300 Klein- und Mittelstaaten wurden zu größeren staatlichen Einheiten zusammengelegt. Dies geschah unter dem Druck Napoleons, der die Staaten leistungsfähiger gestalten und als “Bollwerk” gegen den verfeindeten Konkurrenten Österreich nutzen wollte.
Vorgeschichte
Seit 1792 befand sich das revolutionäre Frankreich im Krieg gegen mehrere europäische Großmächte [Koalitionskriege]. Den französischen Truppen gelangen unter Führung Napoleon Bonapartes beträchtliche Erfolge. Sie eroberten die linksrheinischen Gebiete des Heiligen Römischen Reiches und dehnten die französische Grenze bis zum Rhein aus. Im Frieden von Luneville 1801 wurden diese Eroberungen offiziell bestätigt. Napoleon ging aber noch einen Schritt weiter: Er wollte die politische Landkarte des deutschsprachigen Raums – für eigene Machtzwecke – grundlegend verändern. Deutschland war in dieser Zeit ein “Flickenteppich” aus über 300 Klein- und Mittelstaaten.1
Säkularisierung und Mediatisierung
Unter dem Druck Napoleons verabschiedete der Reichstag in Regensburg im Jahr 1803 den Reichsdeputationshauptschluss. Dieser entschädigte die Fürsten, die ihre linksrheinischen Gebiete an Frankreich abtreten mussten. Für diese Entschädigung wurden geistliche Staaten aufgelöst und den weltlichen Staaten einverleibt. Zahlreiche kleinere Herrschaften wurden zu größeren staatlichen Einheiten zusammengelegt und einem Landesherrn unterstellt [Säkularisierung und Mediatisierung]. Diese “Flurbereinigung” vergrößerte vor allem die süddeutschen Staaten Baden, Württemberg und Bayern. Napoleon machte sie dadurch leistungsfähiger, indem sie ihm als “Bollwerk” gegen Österreich dienen sollten.2
Folgen
Der Reichsdeputationshauptschluss leitete im deutschsprachigen Raum ein neues Zeitalter ein. Das Heilige Römische Reich wurde 1806 aufgelöst. Die von Napoleon vergrößerten Staaten traten in den Rheinbund ein und erhielten einen grundlegenden Modernisierungsschub. Insofern beendete Napoleon die deutsche “Kleinstaaterei” und ermöglichte die Einführung liberaler Reformen. Ferner ließ er Kirche und Staat voneinander trennen, indem er geistliche Herrschaften auflöste und einem Landesherrn unterstellte. Napoleon galt aufgrund seiner politischen und territorialen Veränderungen als Reformer. Gleichzeitig wurde er aufgrund seiner Fremdherrschaft zunehmend als Unterdrücker betrachtet. Der gemeinsame Widerstand vieler Deutscher in den Befreiungskriegen begünstigte die Entwicklung eines deutschen Nationalbewusstseins.3