Im Jahr 2015 kam es zu einer starken Zunahme von Flüchtlingen und Migranten innerhalb Europas. Zu den Fluchtursachen gehörten unter anderem der syrische Bürgerkrieg, der Terror der Taliban und des IS sowie humanitäre Versorgungskrisen. Der Flüchtlingsstrom wurde durch die Schließung der Balkanroute und des EU-Türkei-Flüchtlingsabkommens gestoppt.
Ursachen
Bereits im Jahr 2014 war die Anzahl der Asylbewerber in Europa auf über 600.000 gestiegen. 2015 verdoppelte sich diese auf ca. 1,3 Millionen. Eine der Fluchtursachen war der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg in Syrien. Dort bewegten Kriegsverbrechen und Luftangriffe der USA, Russlands und Türkei zahlreiche Syrer zur Flucht in umliegende Länder. Libyen und die Maghreb-Staaten waren infolge des “Arabischen Frühlings” destabilisiert worden. Die in Afghanistan und Irak/Syrien operierenden Terrororganisationen Taliban und “Islamischer Staat” (IS) hatten die Krise und Fluchtbewegung zusätzlich beschleunigt. Als weitere Fluchtursache gelten die humanitären Versorgungskrisen in Irak, Jordanien, Libanon und Subsaharah-Afrika.
Flüchtlingsrouten nach Europa
Die Flüchtlinge und Migranten kamen im Jahr 2015 hauptsächlich über drei Wege nach Europa: über die östliche Mittelmeerroute wanderten vor allem Afghanen, Syrer, Pakistaner und Afrikaner der Subsahara von der Türkei nach Griechenland. Diese gelangten anschließend über die westliche Balkanroute oder Rumänien und Serbien nach Westeuropa. Über die zentrale Mittelmeerroute segelten meistens Subsaharah-Afrikaner von Libyen auf Schlauchbooten nach Italien oder Malta. Die westliche Mittelmeerroute nutzten Flüchtlinge, die über Marokko nach Spanien gelangen wollten.
Verlauf der Flüchtlingskrise
Seit 2014 hatten immer mehr Flüchtlinge die Türkei als Transitland genutzt, um nach Griechenland zu kommen. Im Sommer 2015 verschärfte sich die Flüchtlingswelle, da sich die Migranten nun häufiger für die Balkanroute entschieden. Ungarn errichtete an der Grenze zu Serbien einen Grenzzaun. Da die Einreise nach Ungarn seitdem unmöglich war, nutzten die Flüchtlinge eine neue Route über Slowenien und Kroatien. Die humanitäre Versorgung der gestrandeten Flüchtlinge war katastrophal. Aufgrund dessen entschied sich die deutsche Bundesregierung unter Kanzlerin Merkel am 5. September 2015 zur vorübergehenden Aussetzung der Dublin-II-Verordnung. Seitdem kamen über eine Million Asylbewerber nach Deutschland.
Folgen
Auch nach der deutschen Grenzöffnung im September 2015 brach der Flüchtlingsstrom nicht ab. Erst nachdem die Balkanroute geschlossen wurde, konnten die Zahlen der Migranten deutlich reduziert werden. Im März 2016 schloss die EU ein Flüchtlingsabkommen mit der Türkei, um die Grenzübertritte nach Griechenland kontrollieren zu können. Die Flüchtlingskrise hat die EU-Mitgliedsstaaten tief gespalten und eine gemeinsame Lösung in weite Ferne gerückt. Eine Quotenregelung wurde von Großbritannien und den Visegrad-Staaten abgelehnt. Als Folge der Flüchtlingskrise erstarkten rechtsnationale und konservative Parteien, die unter anderem den im Jahr 2016 beschlossenen “Brexit” herbeiführten.